Kein Tabu mehr: Die Nachfrage nach der Sterbehilfe steigt

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Immer mehr Menschen in den Niederlanden wählen die Option einer aktiven Sterbehilfe. Dieses Jahr waren es bereits 7000 an der Zahl, 67 Prozent mehr als vor fünf Jahren. In der landeseigenen Spezialklinik für Sterbehilfen sieht man ein altes Tabu gebrochen – Menschen sterben lieber dann, wenn sie es wollen.

Kein Tabu mehr in NL: Die Nachfrage nach Sterbehilfen steigt (Foto: Alberto Biscalchin)
Kein Tabu mehr in NL: Die Nachfrage nach Sterbehilfe steigt (Foto: Alberto Biscalchin)

Die Nachfrage nach Sterbehilfe in NL steigt

Im Jahr 2012 wurden 4188 Menschen ‚eingeschläfert‘. Sie alle erfüllten die damaligen Kriterien für eine notwendige Intervention um das Leiden des Patienten zu beenden. Patienten mussten sich freiwillig dazu entschließen diesen Weg einzuschlagen und Ärzte mussten bestätigen, dass eine Heilung ausgeschlossen ist.

Dieses Jahr stieg die Zahl der Anfragen für eine Sterbehilfe auf 18.000. Das schließt auch die 2500 ein, die sich in der eigenst dafür spezialisierten Klinik dafür angemeldet haben.

Die sogenannte Levenseindekliniek ist durch eine wohltätige Stiftung ins Leben gerufen worden. Alle Kosten in der Levenseindekliniek werden von der holländischen Krankenversicherung getragen.

Wegen der steigenden Nachfrage muss die Klinik, so Direktor Steven Pleiter, ihr Personal schleunigst erhöhen. Der Job der Spezialärzte und Krankenschwestern ist aber kein leichter, schreibt der Guardian.

Das Team der Ärzte muss die Patienten Zuhause aufsuchen und vor Ort eine tödliche Injektion verabreichen. Oft liegen die Patienten bereits im Sterben, haben eine unheilbare Krankheit oder leiden an einer ernsten psychiatrischen Störung.

Aktuell arbeiten 57 Ärzte in der Klinik von Steven Pleiter. Doch ab nächstem Jahr sollten es mindestens 100 sein, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Immer mehr Holländer möchten gerne selbst über den Zeitpunkt ihres Todes bestimmen.

Steven Pleiter ist sich sicher: ‚Wenn es einmal ein Tabu gab, dann gibt es dieses nicht mehr. Die Nachkriegs-Generation kommt jetzt vermehrt in ein Sterbealter und haben eine abweichende Meinung über konservative Lebenseinstellungen.‘

Das größte Problem der Spezialklinik ist eine immerzu-wachsenden Warteliste. Immer mehr Holländer wählen die Sterbehilfe.

‚Unsere Ärzte arbeiten 8 bis 16 Stunden in der Woche für die Organisation. Eine Vollzeit Position, die mit dem Einschläfern von Menschen zu tun hat, ist wahrscheinlich ein bisschen zu viel,‘ so der Pleiter.