Afrika versinkt im Plastik – Müll wird nicht recycelt

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Afrika und vor allem Westafrika ertrinkt in Plastik. Viele Strände in Asien, besonders in Indien sind ebenfalls betroffen. Wer ist verantwortlich für die Müllberge?

Afrika versinkt im Plastik - Müll wird nicht recycelt
Afrika versinkt im Plastik – Müll wird nicht recycelt

Produzenten unterstützen Initiative zu Recycling in Afrika

Große Unternehmen wie Coca-Cola, Unilever und Danone unterstützen eine Initiative zur Wiederverwertung des Plastikmülls, der Ghana ertränkt. Ganz ähnlich wie das etablierte System in Deutschland und großen Teilen von Europa. Viele schimpfen auf die Willkür im Recyclingsystem, aber wenn man durch die Bilder in Afrika sieht wie viel Müll dadurch vermieden wird, kann man dem Pfandsystem dankbar sein.

An vielen Orten packen die Bürger selber an um aufzuräumen. Ghana wurde einmal als siebt schmutzigstes Land der Welt eingestuft, zum Großteil nur wegen der Verschmutzung durch Plastik. Doch jetzt wird das Land als Erfolgsgeschichte gefeiert, dank einer von Unternehmen gesponserten Säuberungsaktion. Die Veranstaltung in Swedru, eine Stadt Nahe der Hauptstadt wurde von der Ghana Recycling Initiative by Private Enterprises (GRIPE) organisiert, einem Zusammenschluss internationaler Unternehmen, der für seine Recyclingbemühungen in einem Land ohne große formelle Müllabfuhr viel Lob erhalten hat.

Die Mitglieder von GRIPE – darunter Tochtergesellschaften von Coca-Cola, Unilever, Nestle, Danone und Dow Chemical – verfügen über die nötige Finanzkraft, um etwas zu bewirken, denn der Gesamtumsatz ihrer Muttergesellschaften beträgt mehr als 340 Milliarden Dollar. Die Unternehmen sind auch die Quelle vieler Flaschen und Verpackungen, die in den Flüssen und Lagunen Westafrikas landen und die Tierwelt ersticken oder auf illegalen Müllkippen verbrannt werden und die Luft verpesten. Von dem billigen und einfach zu verarbeitendem Plastik profitieren sowohl der Endkonsument, als auch der Produzent selbst.

Die afrikanische Natur bleibt weitetgehend unberührt - Der Plastikmüll nimmt extreme Ausmaße in Gebieten um den Städten an
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Plastikproduktion nimmt stetig weiter zu

Trotz der katastrophalen Folgen für die Umwelt hat die Welt noch nie so viel Plastik produziert – etwa 500 Millionen Tonnen pro Jahr – und Experten sagen voraus, dass sich diese Menge bis 2040 verdoppeln wird. Ein Grund dafür ist, dass Plastik billig und nützlich ist. Ein weiterer Grund ist der Erfolg der von der Industrie geführten Kampagnen, die uns davon überzeugen sollen, dass wir Plastik nachhaltig nutzen können.

Die 47-jährige Kwansah sah erwartungsvoll zu, wie zwei Männer ihre 220 Kilogramm leerer Limonadenflaschen auf eine digitale Waage brachten, und steckte dann die Handvoll Geldscheine ein. Sie hoffen, dass die Verantwortlichen würden das Richtige tun und die von ihr gelieferten Plastikbehälter wiederverwenden. Aber die Verantwortlichen von GRIPE haben nicht viel getan, um das Plastikmüllproblem in Ghana zu lösen. Stattdessen scheinen die Mitglieder der Organisation darauf bedacht zu sein, die Verantwortung auf jemand anderen abzuwälzen.

In der Nähe der Wiegestation von Swedru zeigte ein Plakat das Cartoon-Maskottchen von GRIPE, Tante Litta, die mahnend einen behandschuhten Finger hob. Tante Litta ist laut der GRIPE-Website eine typische Bürgerin, die sich um die Umwelt sorgt. Sie scheint einen Großteil ihrer Zeit damit zu verbringen, die Ghanaer für ihre vermeintlich schlechten Angewohnheiten zu schelten. „Sei kein Borla-Vogel!„, ermahnt sie in Anspielung auf eine einheimische Spezies, die dafür bekannt ist, im Müll zu leben.

Gelder reichen noch lange nicht aus

Eine der sichtbarsten GRIPE-Initiativen war die Aufstellung von blauen Recycling-Behältern an Total-Tankstellen in der Umgebung von Accra, in denen die Einwohner ihre Flaschen bequemer abgeben können. Der für Getränkeflaschen verwendete durchsichtige Kunststoff, PET genannt, ist relativ einfach zu recyceln und erzielt in Europa hohe Preise. Reporter besuchten die Tankstelle mit den blauen Recycling-Behältern und stellten fest, dass der Recyclinghof überfüllt und durch Ölfässer blockiert war. Eine Flasche mit Peilsender befand sich noch darin. Sie war nie geleert worden.

Die Beteiligung von so großen Unternehmen klingt immer so schön und der erste Gedanke ist meistens, wenn die das schon angehen, lösen die das Problem mit Sicherheit auch. Die GRIPE Initiative in Afrika kostet Unilever weniger als 0,0001 % seines jährlichen Marketingbudgets von 7,5 Milliarden Dollar.

Erste Recyclinganlagen in Afrika in Aussicht

Prince Agbata, ein leitender Angestellter des Recyclingunternehmens, das die Behälter verwalten sollte, sagte auf telefonische Nachfrage, dass es „Finanzierungsprobleme“ gegeben habe. Auf jeden Fall gebe es in Ghana keine einzige Anlage, die PET zu neuen Flaschen recyceln könne, so dass es schwierig sei, es vor Ort zu verkaufen. Das meiste von dem, was er bekommt, exportiert er nach Europa. Der Rest wird „downgecycelt“, also in etwas verwandelt, das keine Flasche ist. Ghanas erste PET-Recyclinganlage soll Ende 2023 fertiggestellt werden.

Ein ehemaliger BlackRock-Manager, gründete 2015 sein ghanaisches Unternehmen rePATRN Ltd., um Kapazitäten in Afrika zu schaffen. Da der Bau einer Bottle-to-Bottle Anlage Millionen von Dollar kostet, nahm er nach eigenen Angaben Gespräche mit lokalen Vertretern von Coca-Cola auf, das sich unter dem Slogan „Eine Welt ohne Abfall“ öffentlich zur Nachhaltigkeit verpflichtet hat.

(TB)

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