Homöopathie: Warum ein medizinischer Irrweg boomt

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Die therapeutische Wirksamkeit der Homöopathie ist niemals nachgewiesen worden. Dennoch ist sie auf Betreiben der Politik in Deutschland weit verbreitet und wird sogar an Universitäten gelehrt.

Homöopathie
Der Zusatz C12 bedeutet, dass der Ausgangsstoff zwölfmal in Schritten von 1:100 verdünnt wird.

Der Ursprung der Homöopathie liegt im 18. Jahrhundert. Ihr Begründer ist der in Meißen geborene Arzt Christian Friedrich Samuel Hahnemann (1755 bis 1843). Bei einem Selbstversuch mit Chinarinde hatte er beobachtet, dass diese bei ihm die gleichen Symptome auslöste, wie er sie von der Malaria kannte.

Aus dieser Beobachtung entwickelte Samuel Hahnemann das bis heute bestehende Grundprinzip der Homöopathie. Demnach kann man Krankheiten mit Stoffen heilen, welche die gleichen Symptome auslösen wie Krankheit selbst.

Der zweite Bestandteil der Lehre ist die Annahme, dass die angeblich heilenden Stoffe stärker wirken, wenn man sie auf bestimmte Weisen verdünnt und auf ein Trägermedium überträgt. Die Grundlage bilden pflanzliche, tierische oder mineralische Ausgangsstoffe sowie Blut, Eiter, Krankheitserreger oder Krebszellen.

Verdünnung, bis (fast) nichts mehr da vom Ausgangsstoff da ist

Die Zubereitungen werden in verschiedenen Verdünnungen hergestellt. So bedeutet der Zusatz D6, dass der Ausgangsstoff sechsmal in Schritten von 1:10 weiter verdünnt wird. Der Zusatz C6 bedeutet, dass der Ausgangsstoff sechsmal in Schritten von 1:100 verdünnt wird. Die Deutsche Homöopathie-Union Karlsruhe sagt dazu:

Zwar nimmt durch die Methode des Verdünnens und Verschüttelns beziehungsweise Verreibens die Konzentration des Ausgangsmaterials ab, andererseits wird aber die Wirksamkeit der Arznei verstärkt. (…) Somit können auch in der Ursubstanz giftige Ausgangsmaterialien gefahrlos eingesetzt werden.

Tatsächlich werden die Ausgangsstoffe teilweise so stark verdünnte, dass in den verabreichten Präparaten keine Bestandteile der ursprünglichen Stoffe mehr enthalten sind. Es gibt heute verschiedene Richtungen der Homöopathie:

  • die klassische Homöopathie, die sich an der Lehre von Samuel Hahnemann und deren Weiterentwicklungen orientiert,
  • die genuine Homöopathie, die sich besonders stark an die Lehren Hahnemanns hält,
  • die naturwissenschaftlich-kritische Homöopathie, bei der homöopathische Mittel als Ergänzung zur Therapie auf der Basis der wissenschaftlichen Medizin eingesetzt werden, sowie
  • die Verwendung von sogenannten Komplexmitteln, das heißt einer Vermengung verschiedener Mittel, die sich angeblich in ihrer Wirkung verstärken.

Ist Homöopathie ein wirksames Therapieprinzip?

Die verschiedenen Richtungen sind im Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte vereint, dem sich rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte verbunden fühlen. Immer wieder hat man versucht, den Nachweis zu erbringen, dass Hahnemanns Vorstellungen richtig waren und dass die Homöopathie ein wirksames Therapieprinzip darstellt. Doch beides ist bis heute nicht gelungen.

Laut einem Bericht von Karl-Friedrich Sewing in der F.A.Z. liegt dies vor allem daran, dass niemand Ressourcen in eine Forschung investieren will, „wo von vornherein die Erfolglosigkeit erkennbar ist“.

Trotz des fragwürdigen Sinns der Homöopathie kann man damit im deutschen Gesundheitswesen von heute starke Profite machen. Denn Veronica Carstens, die verstorbene Witwe des früheren Bundespräsidenten Karl Carstens, hat ihren Zugang zu höchsten politischen Kreisen genutzt, um die Homöopathie institutionell fest zu verankern.

Bis heute ist die Unterstützung seitens der Politik erheblich. Die ehemalige Vorsitzende des Wissenschaftsrats und 1999 Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Dagmar Schipanski, ist die Schirmherrin der Homöopathie-Stiftung des Zentralvereins homöopathischer Ärzte.

Und die Bremer Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz, Eva Quante-Brandt, hat in diesem Jahr die Schirmherrschaft über die 165. Jahrestagung des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte übernommen.

Homöopathie wird per Gesetz bevorzugt

Gemäß Paragraph 1 Arzneimittelgesetz müssen Arzneimittel eigentlich auf ihre Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft werden. Die Industrie investiert viele Milliarden Euro, um Therapieerfolge nachzuweisen und den Nachweis der Unbedenklichkeit und Qualität zu erbringen.

Homöopathische Mittel hingegen werden nur an Gesunden geprüft. Ein Heilungserfolg kann dabei natürlich nicht Gegenstand der Prüfung sein. Es gibt bisher keine seriöse Studie, die einen Therapieerfolg durch ein homöopathisches Mittel nachgewiesen hat.

Im Jahr 1978 fand die Homöopathie Eingang in das Arzneimittelgesetz (AMG). Nach Paragraph 38 können homöopathische Mittel nach einer Registrierung ohne fachliche Zulassungsprüfung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in den Handel gebracht werden.

Bis zum Jahr 1997 war im Sozialgesetzbuch V festgeschrieben, dass nur solche Leistungen erbracht werden dürfen, die dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen.

Dann wurde dieser Passus wie folgt ergänzt: „nach dem jeweiligen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der jeweiligen Therapierichtung“. Damit schützte der Bundestag die Homöopathie vor wissenschaftlichen Überprüfungen. Es reicht, wenn die Homöopathen selbst eine homöopathische Therapie für wirksam erklären.

Auf Beschluss des Deutschen Ärztetages 2003 gibt es in der ärztlichen Musterweiterbildungsordnung eine Zusatzweiterbildung Homöopathie, die fast alle homöopathischen Elemente enthält. Seit einigen Jahren erstatten sogar zahlreiche gesetzliche Krankenkassen die Kosten für homöopathische Mittel.

Heute gibt es an mehreren Universitäten Professuren für Naturheilverfahren, die Lehrveranstaltungen zur Homöopathie anbieten. Im klinischen Abschnitt des Medizinstudiums gibt es den Querschnittsbereich Naturheilverfahren. Dabei wird die Homöopathie häufig als „besondere Therapierichtung“ dargestellt.

12 KOMMENTARE

  1. ..nicht immer hilft Chemie…Homöopathie gabs schon seit Jahrhunderten, was soll daran schlechter sein?Es soll doch nur die Pharmaindustrie verdienen auf Kosten von Rezepten der Patienten…

  2. Die Wirksamkeit ist nie nachgewiesen worden…..
    Es ist der grösste Witz überhaupt, zu behaupten, dass nur die Dinge existieren die die Wissenschaft nachgewiesen hat…. Wie anmaßend vom kleinen Menschen inmitten des Universum.
    …. nie nachgewiesen – wo waren wir eigentlich vor unserer Geburt? Wo gehen wir eigentlich hin, zum Zeitpunkt unseres Ablebens?
    ….. nicht nachgewiesen – vielleicht gibt es uns garnicht?
    Scherzkekse… 🙂

  3. Es stimmt schlicht nicht, dass es keine Nachweise für die Wirksamkeit vieler Naturheilmittel gibt. Es sind nicht umsonst ständig Wissenschaftler auf der Suche nach Heilmitteln, die die Naturvölker aus Pflanzen bzw. Pflanzenteilen herstellen und die nachweislich bestimmte Krankheiten bekämpfen.

    Was Heilpraktiker betrifft, so bin ich auch bei vielen skeptisch, jedoch gibt es auch wirklich gute, die oftmals auch Medizin studiert haben.
    Meine Oma hatte vor vielen Jahren einen Schlaganfall und war linksseitig gelähmt. Die Ärzte meinten, der Zustand meiner Oma würde sich nicht mehr bessern. Eine Heilpraktikern behandelte meine Oma mit Ozon, das ihr unter die Kopfhaut injiziert wurde. Man konnte nach jeder Behandlung eine Besserung feststellen, und sie genas schließlich komplett.

    • Zitat aus einem Kommentar zum Thema Naturheilkunde, Homöopathie und Schulmedizin, dem ich voll zustimme:

      „Ich finde, dass Schulmedizin, Naturheilkunde u. Homöopathie ihre Berechtigung haben. Es muß nicht immer alles wissenschaftlich bewiesen sein.
      Gemeinsam wären sie stark, deshalb ist informieren so wichtig.“

    • Ja Schulmedizin und ECHTE Naturheilkunde sollten Hand in Hand gehen … für Homöopathie hingegen gilt das nicht den diesen Hokuspokus braucht keiner und ist nur Abzocke !

    • Pflanzliche Medikamente haben Wirkstoffe! Fingerhut, oder diverse Pilze können schon mal tödlich enden. Bei der Homöopathie wird verdünnt bis nix mehr da ist. Im Selbstversuch habe ich bei Globuli noch nie eine Wirkung gehabt, bei pflanzlichen Medikamenten sehr wohl.

    • Sicher können auch pflanzliche Medikamente Nebenwirkungen verursachen, aber es gibt glücklicherweise viele Naturheilmittel, die keinerlei Spuren irgendwelcher gefährlichen Pflanzen enthalten.

  4. Irrweg? Beweise?
    Nach meiner Erfahrung steckt die traditionelle Medizin die moderne oft in die Tasche bzw die besten Mediziner die ich kenne sind auf beiden Gebieten Experten.

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