Türkei und Russland führen Stellvertreterkrieg in Syrien

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Nachdem die Türkei im November ein russisches Flugzeug abschossen hatte, begann zwischen den beiden Staaten ein Stellvertreterkrieg in Syrien. Russland unterstützt seitdem mit seinen Luftschlägen auch den Erzfeind der Türken.

Türkei und Russland führen Stellvertreterkrieg in Syrien
Die Türkei und Russland führen in Syrien einen Stellvertreterkrieg. (Grafik: Shutterstock)

Am 24. November 2015 feuerte das türkische Militär eine Rakete auf ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Su-24 ab. Es soll für wenige Sekunden in den türkischen Luftraum eingedrungen sein. Die brennende Su-24 stürzte im Norden Syriens ab. Dieser Abschuss hatte erhebliche Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Syrienkriegs.

In der Folge verschlechterten sich die Beziehung zwischen der Türkei und Russland und zwischen ihren Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan (62) und Wladimir Putin (63). Ein aktueller Bericht zeigt, wie sich Russland für den Abschuss rächte, indem es seine Anstrengungen im Syrien-Konflikt verstärkte.

„Der Abschuss des russischen Jets führte zu intensiven Luftangriffen auf die von der Opposition gehaltenen Grenzübergänge in den nördlichen Provinzen Idlib und Aleppo, nur Meter entfernt von der türkischen Grenze“, zitiert BILD Michael Horowitz, einen der Autoren des Berichts der Levantine Group.

Stellvertreterkrieg: Russland unterstützt die Feinde der Türkei

Seit dem Abschuss der russischen Su-24 durch das türkische Militär unterstützt Russland die kurdische YPG-Miliz, einen Erzfeind der Türkei. Sie gilt als enger Verbündeter der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK betrachtet.

„De facto“ gebe es nun eine Allianz zwischen der kurdischen Volksverteidigungsmiliz YPG und Russland, sagte Michael Horowitz zu BILD. Diese kämpften nun beide gegen die von der Türkei unterstützten Rebellengruppen in der Region. Freilich handelt es sich nur um ein Zweckbündnis. Denn Russlands Unterstützung gilt in erster Linie dem syrischen Präsidenten Assad.

„Der türkische Abschuss des russischen Jets brachte Russland dazu, Wege zu finden, der Türkei Kopfschmerzen zu bereiten“, sagt der türkische Journalist Mehmet Solmaz vom Daily Sabah. Daher habe sich Russland dazu entschlossen, die kurdische YPG entlang der syrisch-türkischen Grenze in die Offensive zu bomben.

Hunderte russische Luftschläge zur Unterstützung der Kurden

An nur einem Tag hätten die Russen 200 Luftschläge auf die Stadt Tall Rifat und die umgebenden Dörfer geführt, sagt der syrische Journalist Yasser al-Haji. Danach habe die kurdische YPG-Miliz die Stadt eingenommen.

Auch am Boden wurde die YPG von Russland unterstützt, sagt der türkische Journalist Mehmet Solmaz: „Nur drei Wochen nach dem Abschuss lieferte das russische Militär 5 Tonnen Waffen an die YPG in Sheikh Maqsoud“, einem Stadtteil Aleppos.

Türkei entsendet Kämpfer gegen die Kurden

„Zwei Tage nach der Einnahme von Tall Rifat durch die SDF betraten 2.000 Oppositionskämpfer Syrien von der Türkei aus“, sagt der türkische Journalist Mehmet Solmaz. Die Türkei habe versucht, eine „Veränderung der Spielregeln“ entlang seiner südlichen Grenze durch Putins Luftwaffe und die YPG-Miliz um jeden Preis zu verhindern.

Die Türkei wird eine Vereinigung der Kurden-Gebiete zwischen den Städten Afrin und Kobane nicht zulassen. Russland wird die Kurden weiterhin unterstützen. Der Türke Mehmet Solmaz sieht darin die große Gefahr, dass sich der türkisch-russische Stellvertreterkrieg in Syrien noch ausweiten könnte.