Asylhilfe: Höchste Auszeichnung für Hausaufgaben-Großvater

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Deutsch-Nachhilfeschülerin Mitra A. aus Kabul in Afghanistan und der ehrenamtliche Helfer Erich Aulbach aus Aschaffenburg in Bayern (Foto: Aulbach)
Deutsch-Nachhilfeschülerin Mitra A. aus Kabul in Afghanistan und der ehrenamtliche Helfer Erich Aulbach aus Aschaffenburg in Bayern (Foto: Aulbach)

Als der Aschaffenburger Pfarrer Markus Krauth von der katholischen Pfarrei Maria Geburt vor 23 Jahren Freiwillige für die Flüchtlingserstaufnahme der Caritas suchte, die den jungen Asylbewerbern und Flüchtlingen bei den Hausaufgaben in Deutsch, Mathe und Physik helfen könnten, sagte der ehemalige Leiter der Berufschule I Erich Aulbach aus Aschaffenburg spontan zu. Unzähligen ausländischen Mädchen und Jungen hat der Studiendirektor in seiner Freizeit seitdem geholfen, einen neuen Anfang zu finden.

Eine seiner Nachhilfeschülerinnen, die 16jährige Sara aus Aserbaidschan, die er vier Jahre für den Übergang auf`s Gymnasium begleitete, schrieb ihm zum 85. Geburtstag: „In diesem neuen, fremden Land gaben Sie mir viel Wärme, waren immer für mich da, ganz wie ein Großvater“.

„Aus meinem Ruhestand wurde eine erfüllte Zeit, wie ich mir dies vorher nie hätte vorstellen können“, schrieb Aulbach letztes Jahr auf der Caritas-Webseite.

Bundespräsident Joachim Gauck verlieh dem Hausaufgaben-Großvater für Flüchtlingskinder nun die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

In einem Festakt im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg wurde Erich Aulbach am 12. März 2016 die Medaille von Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback ausgehändigt.

Der Verdienstorden ist die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht. Er wird verliehen für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen sowie für alle besonderen Verdienste um unser Land. Justizminister Bausback: „Er ist eine Auszeichnung, mit der Menschen geehrt werden, die sich ganz besonders um unsere Gesellschaft verdient gemacht haben.“

Erich Aulbach aus Aschaffenburg wurde ausgezeichnet für seinen ehrenamtlichen Einsatz für die Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern.

„Insbesondere waren Sie mehr als zwei Jahrzehnte in der Hausaufgabenbetreuung der Caritas Aschaffenburg in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber tätig. Mit großer Leidenschaft und viel Herzblut haben Sie zahlreiche Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg begleitet und tatkräftig unterstützt. Auch haben Sie nicht zuletzt dadurch einen wichtigen Beitrag zur Integration geleistet, dass Sie die von Ihnen betreuten Jugendlichen immer wieder dazu motiviert haben, sich am gesellschaftlichen Leben in Aschaffenburg zu beteiligen“, so Bausback an den Geehrten gerichtet. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen zur Bewältigung des Flüchtlingszustroms und den damit verbundenen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben gebührt Ihrem vorbildlichen und herausragenden ehrenamtlichen Engagement besonderer Dank und größte Anerkennung!“

Winfried Katholing vom Sozialdienst für Flüchtlinge und Asylbewerber in der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung von Unterfranken in Aschaffenburg schrieb auf der Caritasseite: „Wie mir Herr Aulbach vor einigen Wochen mitteilte, dass er die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalte, sagte ich spontan: ‚Sie haben es verdient.'“

Ein Buch könnte Erich Aulbach über seine Nachhilfeschüler schreiben. Die wohl schönste Kurz-Geschichte geht so:

„Im Jahre 2001 kam die afghanische Schülerin Mitra A. auf das Dalberg-Gymnasium. Sie erschien zur Hausaufgabenhilfe mit einem vom Lehrer korrigierten Schulaufsatz, Thema ‚Ende gut, alles gut‘. Mit ihr verbesserte ich die Deutschfehler. Mehr aber rührte mich der Inhalt an. Denn sie berichtete über einen Raketenangriff der Taliban auf Kabul, den ihre Mutter mit 5 Kindern im Keller erlebte, während der Vater im Kampf gegen die Angreifer verwundet wurde.

Das erinnerte mich stark an die eigenen schlimmen Erlebnisse im 2. Weltkrieg als Schüler und Luftwaffenhelfer. Mit ihrer und der Eltern Zustimmung brachte ich eine Kopie des verbesserten Aufsatzes einem Journalisten, der ihn mit seinem Kommentar im Main-Echo veröffentlichte. Das Honorar von 50 DM war das erste Geld, das Mitra verdiente. Ab ihrem 15. Lebensjahr hatte sie öfter einen Job und verbesserte das Familienbudget und ihr Taschengeld. Zur Feier der Caritas lud ich sie ein. Sie hatte kurz vorher ihren Bachelor in Architektur erreicht und strebt nun den Master an.“

5 KOMMENTARE

  1. Ist das schön der Deutschen Jugend sagt man friss oder stirb oder teure Nachhilfe die sich ja auch nicht alle erlauben können aber da sind ehrenamtliche Helfer da schade das nicht gleiches Recht für alle gilt auch für unsere Kinder mit Schulischen Problemen

  2. Obwohl ich zurzeit ab und zu, so wie andere sicher auch, bedenken hab‘, und mich frag‘, ob, und wann die derzeitige Situation vollkommen kippt und in noch größerem Chaos endet, vermittelt dieser Bericht doch ein wenig Wärme und Lichtblick.

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