Das mächtige Netzwerk von Goldman Sachs

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Kaum eine Bank verfügt über soviel Macht wie Goldman Sachs. Die amerikanische Investmentbank mit Sitz in New York City kann auf ein weitreichendes Netzwerk von Politikern, Ökonomen und Notenbankern zurückgreifen. Sie alle machten Karriere bei Goldman, bevor sie in politische Ämter wechselten, und sind ihrem alten Arbeitgeber weiterhin treu ergeben. Denn das Motto lautet: „Einmal Goldman, immer Goldman.“

Die US-Investmentbank Goldman Sachs und ihr Chef Lloyd Blankfein erfreuen sich bester Kontakte zu Politikern und Notenbankern. (Bild „<a href="https://www.flickr.com/photos/fortunelivemedia/8047798504/in/photolist-dq59Bm-gH8VFo-dga7Uh-bX5egc-bX5ehD-gH8SNt-gH8FLY-dga1KB-gH9Bva-dpTukU-dga9Um-aBEDEw-dq511i-dga3Nf-dga8MS-gH8zZs-dga8vG-gH8EhW-dga7cf-gH9Dnr-gH9Eiz-dq4XUK-dga5rT-aBED8q-aBBYpt-gH8QFc-dga5gE-awWUZe-dq4X3t-dpTunf-dgaapy-dgaafL-dq58tj-dga4Vo-dga4UF-dga947-dga6dz-dga6bQ-dga5Go-dga4sQ-dga3fR-asSdWx-dga2LV-dga2DF-dga4Cu-dgbZpw-dga57C-aw7KzU-gH8S6r-CAdo4c" target="_blank">Fortune Most Powerful Women 2012</a>“ von „<a href="https://www.flickr.com/photos/fortunelivemedia/" target="_blank">Fortune Live Media</a>“ via flickr.com. Lizenz: <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-nd/2.0/" target="_blank">Creative Commons 2.0</a>)
Die US-Investmentbank Goldman Sachs und ihr Chef Lloyd Blankfein erfreuen sich bester Kontakte zu Politikern und Notenbankern. (Bild „Fortune Most Powerful Women 2012“ von „Fortune Live Media“ via flickr.com. Lizenz: Creative Commons 2.0)

Die Investmentbank Goldman Sachs hat aufgrund ihrer exzellenten Kontakte so manche Finanzkrise in der Vergangenheit als Gewinner verlassen – und das häufig auf Kosten der eigenen Kunden. Das hat der Bank in der englischsprachigen Finanzwelt den Spitznamen „bloodsucking vampire squid“ eingebracht (zu Deutsch: blutsaugender Vampir-Tintenfisch). Goldman versteht sich als Finanzdienstleister für Großunternehmen und institutionelle Investoren mit Schwerpunkt auf Firmenfusionen. Um die milliardenschweren Deals einzutüten, greift die Bank auch schon mal auf Edel-Prostituierte zurück.

Zudem hat die Bank über die Jahre ein mächtiges Netzwerk aufgebaut, das es für sich arbeiten lässt, etwa um Informationsvorsprünge am Finanzmarkt zu erhalten oder unliebsame Finanzregulierungen im Keim zu ersticken. Der Spiegel beschreibt das „System Goldman“ als „Gemeinschaft, die zusammenhält, auch wenn der eine geht, der andere kommt. Über Jahrzehnte trifft man sich irgendwann irgendwo immer wieder. Man verdient gutes Geld, hat beste Karrierechancen […]“.

Jüngstes Mitglied des Goldman-Netzwerks ist der ehemalige EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Er wird künftig als Berater für Goldman Sachs International in London tätig sein. In seiner neuen Funktion werde er tun, was er könne, um negative Auswirkungen des negative Auswirkungen des britischen EU-Austritts zu verringern, sagte Barroso der Financial Times. Die französische Regierung nannte den Wechsel Barrosos „skandalös“ und forderte ihn auf, auf den Posten bei Goldman zu verzichten. Dabei ist Barroso nur einer von vielen Politikern, die sich ihre guten Kontakte in der Finanzbranche vergolden lassen.

Goldman Sachs ist in der EU-Politik bestens vernetzt

Wie gut die Kontakte der US-Investmentbank in die europäische Politik sind, zeigt auch der Werdegang des Ökonomen und Politikers Mario Monti. Er war von 1995 bis 2004 EU-Kommissar für Binnenmarkt und später für Wettbewerb. Außerdem war er Mitglied in einflussreichen Denkfabriken wie der Spinelli-Gruppe, der Trilateralen Kommission und der Bilderberg-Gruppe. Kein Wunder, dass Goldman sich die Beraterdienste des bestens vernetzten Italieners im Jahr 2010 sicherte.

Nur ein Jahr später wurde Monti dann vom italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano ohne demokratische Wahlen zum Nachfolger von Ministerpräsident Silvio Berlusconi gemacht. In dieser Funktion drückte der Technokrat den beim Volk äußerst unbeliebten EU-Sparkurs durch. Monti befindet sich damit in bester Gesellschaft, denn auch sein Landsmann Romano Prodi ist Berater bei Goldman Sachs International. Prodi war von 1996 bis 1998 und von 2006 bis 2008 war er italienischer Ministerpräsident und von September 1999 bis November 2004 Präsident der EU-Kommission.

Ein prominentes deutsches Mitglied der amerikanischen Investmentbank ist Otmar Issing. Er war zunächst bei der Bundesbank in leitender Position und später Chefvolkswirt der EZB. Außerdem war Issing Mitglied der 2008 von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück ins Leben gerufenen Expertengruppe zur Reform der internationalen Finanzmärkte. Anschließed heuerte Goldman Sachs den einflussreichen Ökonomen an. Lobbypedia nennt den Wechsel „höchst problematisch“, denn mit Issing lief „ein Top-Manager einer der wichtigsten Regulierungsbehördern zu einer der wichtigsten Banken der Welt über“.

Im letzten Jahr sicherte sich Goldman die Dienste des ehemaligen Nato-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen. Rasmussen war von 2009 bis 2014 politischer Kopf des Militärbündnisses und wird künftig als internationaler Berater von Goldman Sachs tätig sein. Der Däne Rasmussen soll Goldman Sachs ramponiertes Image in Dänemark korrigieren, wie das Manager Magazin berichtet. Dort führte der Einstieg der Bank beim größten Energieversorger des Landes zum Bruch der Regierungskoalition. Außerdem dürfte Goldman dank dem Ex-Nato-Chef gute Einblicke in die Geopolitik bekommen, denn Rasmussen kennt wie kaum ein anderer die Hintergründe aktueller militärischer Konflikte.

Goldman nutzt Drehtür zwischen Politik und Wirtschaft

Der deutsche Kabarettist Erwin Pelzig hat dieses Netzwerk auf amüsante Art und Weise in der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ unter die Lupe genommen. Dabei deckt er auf ebenso unterhaltsame wie informative Weise auf, wie weit die Verflechtungen zwischen Goldman Sachs und der Politik reichen. Die US-Investmentbank hat seine ehemaligen Mitarbeiter in allen führenden Institutionen, von Weltbank und IWF, über Zentralbanken und Finanzministerien bis hin zu diversen Finanzaufsichtsbehörden.

Ein paar Beispiele gefällig? Robert Rubin war von 1976 bis 1990 bei der Investmentbank angestellt, zuletzt als Chief Executive Officer (CEO). Von 1995 bis 1999 war Rubin dann US-Finanzminister. Ein Einzelfall? Keinesfalls! Henry „Hank“ Paulson war Vizechef der US-Investmentbank, bevor er kurz vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 den Posten des US-Finanzministers inne hatte. In dieser Position hat er darüber entschieden, welche Unternehmen vom Staat gerettet werden (AIG) und welche Bankrott gehen (Lehman Brothers).

Bevor Lehman Brothers von Paulson in die Insolvenz geschickt wurde, war sie einer der ärgsten Konkurrenten von Goldman Sachs war. Goldman wiederum gilt als einer der großen Gewinner der Finanzkrise. Zusammen mit Morgan Stanley ist Goldman ist die einzige der fünf reinen Investmentbanken an der Wall Street, die die Finanzkrise überlebt haben. Goldman-Chef Lloyd Blankfein (Spitzname: „Das Messer“) soll einmal geäußert haben, dass sein Geldhaus in der Krise deutlich mehr Geld gemacht als verloren habe. Blankfein sorgte zuvor mit dem Ausspruch für weltweites Aufsehen, er verrichte „Gottes Werk“.

Goldmans kurzer Draht zu den Notenbank der Welt

Auch in den Zentralbanken ist Goldman gut vertreten. Mark Carney, derzeit Vorsitzender der britischen Notenbank und des Finanzstabilitätsrats der G-20, war zuvor 13 Jahre lang bei Goldman Sachs in leitender Position tätig. Anschließend machte er Karriere im kanadischen Finanzministerium und bei der kanadischen Notenbank, bevor er bei der Bank of England landete. Auch einer seiner US-Kollegen, William C. Dudley, war von 1986 bis 2007 als Chefökonom bei Goldman Sachs. Danach wechselte Dudley zur US-Notenbank und ist dort Präsident der New Yorker Federal Reserve (Fed) und Vize-Vorsitzender des Offen-Markt-Ausschusses.

Mario Draghi, Vorsitzender der Europäischen Zentralbank (EZB), war zwischen 2002 und 2005 stellvertretender Vorsitzender und Managing Director bei Goldman Sachs International. Danach wechselte er zunächst an die Spitze der italienischen Notenbank und legte dort den Grundstein der italienischen Bankenkrise, bevor er zum EZB-Chef ernannt wurde. In seiner Zeit bei Goldman Sachs dürfte Draghi auch von den Bilanztricks der Investmentbank beim EU-Beitritt Griechenlands gewusst haben, die später zum Quasi-Bankrott des südeuropäischen Landes führten und die EU an den Rande des Zusammenbruchs stürzten.

Finanzmarktwelt schreibt: „Aus reiner Nächstenliebe wird man diese Personen bei Goldman wohl kaum einstellen. Goldman scheint für wichtige Persönlichkeiten so eine Art Business Club zu sein, der dafür sorgt, dass alle Buddies immer gut versorgt sind. Egal ob man von Goldman in die Politik geht oder von der der Politik zu Goldman – Hauptsache gut versorgt. Die Schlussfolgerung, was das für die Demokratie und tatsächliche politische Beschlüsse bedeuten kann, darf jeder selbst ziehen.“

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