Ratsmitglied über die Rolle der EZB: „Wir sind Zauberer“

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Nach Ansicht von Litauens Ratsmitglied Vitas Vasiliauskas kann sich die EZB noch viele Dinge ausdenken, um eine Inflation herbeizuführen. „Wir sind Zauberer“, sagt er.

Vitas Vasiliauskas EZB Wir sind Zauberer
Vitas Vasiliauskas betrachtet die EZB als Gruppe von Zauberern, die bei Bedarf Kaninchen aus dem Hut holen. (Foto: Pedro)

Wenn nötig kann sich die Europäische Zentralbank noch immer überraschende Maßnahmen ausdenken, um wirtschaftliche Rückschläge zu bekämpfen und um die Inflation in der Eurozone wiederherzustellen, sagte das litauische Mitglied im EZB-Rat Vitas Vasiliauskas.

Vitas Vasiliauskas: „Wir sind Zauberer“

„Die Märkte sagen, dass die EZB fertig ist, dass ihre Kiste leer ist“, zitiert Bloomberg den 42-jährigen Vitas Vasiliauskas, der auch die litauische Zentralbank leitet und stellvertretender Finanzminister des Landes ist. „Aber wir sind Zauberer. Immer wenn wir etwas nehmen und es den Märkten geben – ein Kaninchen aus dem Hut.“

Unter ihrem italienischen Präsidenten Mario Draghi hat die EZB gezeigt, dass sie bereit ist, bisher nicht gesehene Maßnahmen zu ergreifen, darunter

  • negative Zinsen auf Guthaben bei der Zentralbank,
  • extrem billige langfristige Bankkredite und
  • ein Programm zum Wertpapierankauf, das verlängert und ausgeweitet wurde.

Doch auch wenn die Eurozone mit ihren 19 Mitgliedsstaaten zum Wachstum zurückgekehrt ist, gibt es nicht die angestrebten Preissteigerungen bei Konsumgütern. Zudem drohen Risiken aus China sowie aus Großbritannien, dessen Austritt aus der EU eine wirtschaftliche Erholung beeinträchtigen könnte.

EZB hat noch viele „Kaninchen“

Bei seinem letzten Treffen in Frankfurt am Main im April beließ der EZB-Rat er alles beim Alten, nachdem er im März die Leitzinsen gesenkt hatte, den Wertpapierankauf um ein Drittel auf 80 Milliarden Euro pro Monat ausgeweitet und ein neues Bankkreditprogramm aufgesetzt hatte.

Sein nächstes geldpolitisches Treffen hält der EZB-Rat am 2. Juni in Wien. Und Ratsmitglied Vitas Vasiliauskas ist überzeugt:

„Wir haben noch eine Menge Werkzeuge, und wir können noch Überraschungen für den Markt herbeiführen. Im Moment sehe ich keine Notwendigkeit für ein neues Kaninchen, weil wir umsetzen sollten, was beschlossen wurde, was angekündigt wurde.“

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone wuchs im ersten Quartal um 0,6 Prozent. Der Preisanstieg lag im April bei Minus 0,2 Prozent. Das Ziel der EZB liegt eigentlich bei knapp unter 2 Prozent. Doch seit drei Jahren ist die Zentralbank weit davon entfernt. Doch Vasiliauskas geht davon aus, dass die bestehenden Maßnahmen bald eine Wirkung zeigen werden.

Die Inflation wird kommen

„Wir werden dieses Jahr wahrscheinlich mit einer positiven Inflation beenden, und sie wird im nächsten Jahr ansteigen, und ich erwarte noch mehr im Jahr 2018“, sagte er. Die Lage verbessere sich sowohl beim BIP als auch bei der Inflation. Die Geldpolitik der EZB habe eine Menge gebracht.

Nach Ansicht des litauischen Zentralbankchefs ist die zweite Runde gezielter langfristiger Bankkredite (TLTRO-II) die mächtigste Ergänzung zur Palette der EZB. Das Programm startet am 24. Juni und bietet den Banken Geld dafür, dass sie Zentralbank-Geld annehmen und es als Kredite an Unternehmen und Haushalte weiterreichen.

„Diese Maßnahme ist für mich persönlich sehr sexy“, sagte Vasiliauskas. So könne man direkten Einfluss auf die reale Wirtschaft nehmen. Der Litauer steht auch hinter der EZB-Entscheidung, die Produktion des 500-Euro-Scheins einzustellen. „Weniger Bargeld in einer Gesellschaft ist besser und sicherer für alle.“