Ryanair senkt Ticket-Preise jedes Jahr bis 2024

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Ryanair-Chef Michael O’Leary hat die Kosten seiner Fluglinie stark reduziert. Er sagt den Konkurrenten Air Berlin und Eurowings ein baldiges Ende voraus. Mit den niedrigen Preisen von Ryanair könnten sie nicht mithalten.

Michael O’Leary ryanair
Ryanair-Chef Michael O’Leary liebt das Lästern. (Foto: World Travel & Tourism Council)

Ryanair-Chef Michael O’Leary hat ein erfolgreiches Jahr 2015 hinter sich. Die irische Billigfluglinie steigerte ihren Umsatz um 16 Prozent auf 6,53 Milliarden Euro. Der Gewinn nach Steuern stieg um 43 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Dieses Jahr will Ryanair 106 Millionen Passagiere befördern.

Im Jahr 2017 sollen es bei Ryanair schon 116 Millionen Passagiere sein. Das wäre noch einmal eine Steigerung um 9 Prozent. Außerdem sollen im kommenden Jahr die Preise im Schnitt um 7 Prozent fallen. Das sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary am Montagmorgen in London.

Chefetage ohne Gehaltserhöhungen

„Wir werden die Preise in den kommenden acht Jahren jedes Jahr senken“, zitiert ihn die Welt. Die Preissenkungen seien möglich aufgrund des niedrigen Ölpreises, vieler neuer Flugzeuge und einer Sparrunde für die Führungsebene – ihn selbst eingeschlossen.

„Daran sehen Sie, dass wir unsere Kunden nicht verachten. Sonst würden wir wie die anderen Airlines die Preise weiter erhöhen“, sagt der 55-jährige Ire. „Der Unterschied zwischen den anderen und uns wird immer größer, sowohl beim Preis als auch bei den Kosten.“

Laut Michael O’Leary haben er und alle 70 Ryanair-Führungskräfte trotz ihres offensichtlichen Erfolgs freiwillig einem einjährigen Lohnstopp zugestimmt. „Wenn wir so die Zahl unserer Passagiere auf 120 Millionen pro Jahr steigern können, ist das gerechtfertigt“, sagt der CEO.

Ryanair ist die billigste Airline Europas

Schon jetzt ist Ryanair die günstigste Airline Europas. Der durchschnittliche Ticketpreis bei den Iren beträgt nur 46 Euro. Erst mit einem deutlichen Abstand folgen andere Billigflieger wie Wizz, Norwegian und easyJet. Fluglinien wie Lufthansa, Air France oder British Airways liegen weit dahinter.

„Wir erlauben den anderen Airlines nicht, die Kunden weiterhin auszunehmen“, sagt Michael O’Leary. Wegen seiner neueren energieeffizienten Flugzeuge, von denen allein in diesem Jahr 52 neu in den Dienst kommen, und wegen der sparsamen Strukturen ist Ryanair gegenüber den anderen europäischen Airlines im Vorteil.

Michael O’Leary fördert den Brexit mit Flugtickets

Für den 22. und den 23. Juni bietet Ryanair Tausende vergünstigte Tickets an. Auf diese Weise will man so viele im Ausland lebende Briten wie möglich zum EU-Referendum an die Wahlurne zu bringen. Denn Michael O’Leary ist daran gelegen, dass Großbritannien in der EU verbleibt.

Rund 1,2 Millionen Briten will Ryanair für nur 19,99 Euro in die Heimat fliegen. Die Befürworter eines Brexit betrachten die Aktion als eine unfaire Beeinflussung des Referendums und gehen deshalb dagegen vor. Der Ryanair-Chef zeigt sich davon unbeeindruckt: „Die Leave-Seite hat keine Ideen mehr, deshalb rufen sie jetzt die Polizei.“

„Ich dachte, das sei das, worum es in einer Demokratie geht: dass die Leute wählen gehen.“ Zudem habe ihm die Kritik der Brexit-Befürworter weitere PR eingebracht. „Ich hoffe, dass die Leute für den Verbleib in der EU stimmen, denn das wird deutlich besser für die Wirtschaft sein.“

Ryanair Michael O’Leary
Eine Boeing 737-8AS im Dienste von Ryanair (Foto: Anna Zvereva)

Ryanair hat die besseren Maschinen

Bereits im Jahr 2018 sollen 125 Millionen Passagiere mit Ryanair fliegen. Bis 2024 wird die Zahl der Fluggäste auf rund 180 Millionen im Jahr steigen. Dafür braucht Michael O’Leary viele neue Flugzeuge, die außerdem kosteneffizienter sein sollen als ihre Vorgänger. Heute fliegen 341 Flugzeuge für Ryanair. Im Jahr 2024 sollen es 550 sein.

„Die neuen Maschinen sind einer der Gründe, warum Ryanair die Preise weiterhin senken kann“, sagt Robert Murphy, Analyst bei Investec in Dublin. Die Preissenkungen bei Ryanair seien ohne Einsparungen beim Spritverbrauch nicht möglich. „Die Wettbewerber kommen dagegen nicht an.“

Volle Flugzeuge, mehr Sitze

Außerdem hat Ryanair eine Auslastung von 93 Prozent. Das ist ein neuer Rekordwert, der sich nach Einschätzung des Firmenchefs nicht mehr groß steigern lässt. „Wir kriegen die Flugzeuge nicht wirklich viel voller“, sagt Michael O’Leary.

Auch die Bestuhlung trägt zum Erfolg der Iren bei. Ryanair hat einen Sitz entworfen, der einerseits dünner und andererseits bequemer sein soll. Im Jahr 2019 kommt die Boeing 737-Max in den Dienst. Das Flugzeug spart nicht nur Treibstoff, sondern kann auch acht weitere Sitze aufnehmen, sodass 197 Passagiere Platz finden.

Mit den neuen Maschinen will Ryanair etwa in Deutschland und in Osteuropa Passagiere gewinnen. Das Wachstum hat aber Grenzen, sagt O’Leary. Ab 2017 rechnet er nur noch mit einem einstelligen Wachstum pro Jahr.

O’Leary lästert über die Konkurrenten

Der erfolgreiche Ire lässt es sich nicht nehmen, ein wenig über die Konkurrenten zu lästern, vor allem über die deutschen. „Air Berlin reduziert die Kapazität jedes Jahr um 6 bis 8 Prozent, irgendwann kommen sie bei Null an.“ Schon innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre werde Ryanair Air Berlin als Nummer zwei in Deutschland überholen.

„Ich hoffe auf einen Preiskrieg“, sagte der Ryanair-Chef der Wochenzeitung Die Zeit. Der größte Air-Berlin-Eigentümer Etihad aus Abu Dhabi werde seine Anteile an der verlustträchtigen Fluglinie in ein paar Jahren an die Lufthansa verkaufen.

Und die Nummer 1 unter den Fluglinien in Deutschland, die Lufthansa, ist für den Iren gar kein richtiger Wettbewerber mehr, weil sie sich so stark auf Frankfurt und München konzentriere. Ihre Billigtochter Eurowings sei „zum Scheitern verurteilt“, weil sie „nicht mit unseren Preisen mithalten kann“, sagte der Ryanair-Chef.

Am liebsten lästert Michael O’Leary aber über eine italienische Airline: „Solange Alitalia glaubt, die Uniformen von Armani entwerfen lassen zu müssen, sind wir sehr zuversichtlich, dass wir dem Wettbewerb standhalten können“, sagte der Ire am Montag in London und klatschte in die Hände.

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