Commerzbank streicht 9.600 Stellen und die Dividende

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Die Probleme im deutschen Bankensektor greifen um sich. Die Commerzbank startet ein historisch hartes Umbauprogramm. Sie streicht 9.600 Stellen und die Dividende. Mittelstandsgeschäft und Investmentbanking werden zusammengelegt.

Commerzbank Martin Zielke Dividende
Neben den Folgen des anhaltenden Zinstiefs machen der Commerzbank auch die deutlich verschärften Auflagen der Bankenaufseher zu schaffen.

Die Probleme bei der Deutschen Bank sind ungelöst. Die Diskussion um eine möglicherweise nötige Rettung der Bank mit Steuergeldern hält. Der Aktienkurs des größten deutschen Geldhauses stürzte am Donnerstagabend erstmals unter die Marke von 10 Euro.

Doch nun gerät auch die Commerzbank wieder in den Fokus. Nach der neuen Umbaustrategie von Vorstandschef Martin Zielke wird die zweitgrößte Bank Deutschlands ein Fünftel ihres Personals abbauen. Die Bank braucht dringend mehr Liquidität.

Commerzbank streicht 9.600 Stellen und die Dividende

Die Commerzbank will in den kommenden Jahren insgesamt 9.600 Vollzeitstellen streichen. Dies sei Teil der strategischen und finanziellen Ziele bis 2020, die der Vorstand am Freitag beschließen werde, teilte die Bank am Donnerstag mit. Gleichzeitig würden 2.300 neue Stellen entstehen, sodass sich der Netto-Stellenabbau nur auf rund 7.300 Vollzeitkräfte belaufe.

Schon in der Amtszeit des ehemaligen Konzernchefs Martin Blessing hatte die Bank 5.000 Stellen gestrichen. Das Handelsblatt hatte bereits in seiner Dienstagsausgabe vom radikalen Umbau bei der Commerzbank berichtet, die zu gut 15 Prozent dem Bund gehört.

Am Donnerstag gab nun der Bankvorstand die Bestätigung der Pläne. Die geplanten Maßnahmen kosten Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus etwa 1,1 Milliarden Euro. Deshalb hat die Bank auch die bereits angekündigte Dividende mindestens für das laufende Jahr gestrichen.

Die Umbaupläne von Martin Zielke bis 2020

Wie erwartet treibt Martin Zielke die Digitalisierung enorm voran. Es sollen 80 Prozent der Prozesse digitalisiert werden. „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“, hatte der Vorstandschef bereits Anfang September gesagt. Im Rahmen der neuen Strategie „Commerzbank 2020“ werden die Kunden auf zwei Sparten verteilt:

  • „Privat- und Unternehmenskunden“ und
  • „Firmenkunden“.

Zudem werden die Segmente Mittelstandsbank und Corporates & Markets gebündelt und das Handelsgeschäft im Investmentbanking reduziert. Das Mittelstandgeschäft war lange der mit Abstand größte Ertragsbringer des Konzerns gewesen. Doch zuletzt litt er immer stärker unter dem Niedrigzinsniveau.

Niedrigzinspolitik nagt an der Profitabilität

Neben den Folgen des anhaltenden Zinstiefs machen der Commerzbank auch die deutlich verschärften Auflagen der Aufseher zu schaffen. Im ersten Halbjahr brach der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent auf nur noch 372 Millionen Euro ein.

Wegen des neuerlichen Schrumpfkurses muss die Commerzbank in der Bilanz für das dritte Quartal Abschreibungen von rund 700 Millionen Euro vornehmen. Für das Gesamtjahr rechnet sie dennoch mit einem leichten Überschuss.

Die Commerzbank war nach der Übernahme der Dresdner Bank kurz vor dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 ins Schleudern geraten. Mit mehr als 18 Milliarden Euro Steuergeldern wurde sie damals vom Staat gerettet. Bis heute ist der Bund mit gut 15 Prozent an der Bank beteiligt.

Von den Folgen der Krise erholte sich der Konzern nur langsam. Martin Zielkes Vorgänger Martin Blessing verkündete im vergangenen Jahr einen Gewinn von einer Milliarde Euro und zahlte den Aktionären erstmals seit der Finanzkrise wieder eine Dividende. Es war vorerst auch das letzte Mal.

6 KOMMENTARE

  1. Dividende streichen und die Gehälter der Vorstände und Manager wäre in vielen Fällen gute Massnahmen. Um die Arbeitsplätze tut es mir leid. Da leiden wieder die Falschen für die Gier und Unfähigkeit von anderen.

  2. ist doch klar, die haben letzes jahr nur eine milliarde gewinn gemacht. die aktionäre und der vorstand will sich doch noch mehr bereichern, und dafür müssen die angestellten gehen. nur wenn keine angestellten mehr da sind, verdienen die aasgeier nichts mehr. aber bis dahin haben sie sich ja die taschen richtig vollgestopft.

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