Crystal Meth macht Menschen zu wilden Tieren

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Mit Crystal Meth fühlt man weder Hunger noch Durst, man hält sich für unbesiegbar. (Bild: Surian Soosay)
Mit Crystal Meth fühlt man weder Hunger noch Durst, man hält sich für unbesiegbar. (Bild: Surian Soosay)

Der Konsum von Crystal Meth nimmt weltweit zu. Doch anders als Kokain oder Haschisch lässt sich die Droge nicht mit einem normalen Lebensstil als Unternehmer, Anwalt oder Banker vereinbaren. Denn Crystal Meth macht Menschen zu wilden Tieren – aggressiv, unberechenbar und ohne Mitgefühl.

Die Zahl der Notaufnahmen mit der gefährlichen Droge Crystal Meth steigt. „Ich sorge mich aber nicht nur um die Patienten, sondern auch um meine Mitarbeiter“, sagt Michael Christ, Chef der Notfallstation. Denn Crystal Meth macht die Betroffenen so aggressiv, dass sie kaum mehr zu bändigen sind. Assistenzarzt Martin Fandler sagt: „Mir kommen sie manchmal vor wie wilde Tiere. Sie kämpfen, ohne irgendeine menschliche Regung zu spüren.“

Von ähnlichen Erfahrungen berichtet der Schweizer Notfallmediziner Michael Bodmer, der längere Zeit in den USA arbeitete: „Man erkennt das oft auf den ersten Blick: Die Betroffenen sind extrem unruhig, sie schwitzen und haben einen wahnsinnig schnellen Herzschlag“, zitiert ihn die NZZ Manche zittern oder halluzinieren. Im schlimmsten Fall bekommen sie keine Luft mehr oder haben einen Herzstillstand.

Crystal Meth, auch Crank oder Ice genannt, macht euphorisch und hellwach. Man fühlt weder Hunger noch Durst und hält sich für unbesiegbar. Das Methamphetamin gehört zu derselben Stoffgruppe wie Amphetamin. Seine Drogenwirkung kommt daher, dass es im Gehirn die Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Norepinephrin freisetzt.

Auf Gehirns-Scans sieht man bei den Abhängigen, dass sich bei ihnen die Konzentrationen der Botenstoffe geändert haben. Ihr Gedächtnis und räumliches Vorstellungsvermögen lassen nach, sie können sich nicht mehr so gut konzentrieren. Manche werden depressiv oder aggressiv oder bekommen Angststörungen und Halluzinationen.

Normales Leben mit Crystal Meth unmöglich

Anders als Kokain hat Crystal Meth einen schlechten Ruf. Und im Gegensatz zu Kokain lässt es sich auch kaum mit einem normalen Lebensstil vereinbaren. „Man kann am Wochenende auf Partys Kokain konsumieren und am Montag wieder fit sein – mit Crystal Meth geht das nicht, weil es viel länger wirkt“, sagt der Psychologe Boris Quednow.

Im Internet kursieren Bilder von abgemagerten jungen Leuten mit verfaulten Zähnen und Hautausschlag. „Das ist aber nicht der direkte Effekt der Droge auf den Körper, sondern eine Folge des Lebensstils“, sagt Quednow. Denn die Betroffenen essen und schlafen kaum noch und nehmen daher nicht genügend Vitamine und Nährstoffe auf.

Amphetaminähnliche Stoffe sind nach Cannabis weltweit die am zweithäufigsten konsumierte illegale Droge. Fast 34 Millionen Menschen zwischen 15 und 64 Jahren gaben im Jahr 2010 in einer weltweiten Befragung an, innerhalb der letzten zwölf Monate Methamphetamine konsumiert zu haben.

Und der Konsum nimmt zu: In den USA vervierfachte sich die Zahl der Laboratorien, wo solche Stoffe illegal hergestellt werden, von 2.754 im Jahre 2010 auf 11.116 im Jahre 2011. Die Produktion stieg innerhalb nur eines Jahres von 15 auf 23 Tonnen.

Das Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag hat gerade das Abwasser in 21 europäischen Ländern auf Drogen-Abbauprodukte untersucht. Daraus lässt sich indirekt auf den Konsum von Drogen schließen. Am meisten Abbauprodukte von Methamphetamin fanden die Wasserforscher in Tschechien, in der Slowakei, in Ostdeutschland und Nordeuropa.

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