Singapur: Ein anonymes Offshore-Paradies in Asien

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Singapur anonymes Offshore-Paradies in Asien
Offshore-Paradies Singapur (Foto: Joan Campderrós-i-Canas)

Singapur ist einer der größten Finanzplätze der Welt und gilt zudem als die Schweiz Asiens. Zwar gibt es hier Rohrschläge für Lügner und die Todesstrafe für den Besitz von Haschisch. Doch dafür hat man in Singapur auch als Deutscher enorme wirtschaftliche Freiheiten. So bieten etwa die Banken noch ein echtes Bankgeheimnis.

Der Stadtstaat Singapur mit seinen 5 Millionen Einwohnern ist bei den Superreichen noch beliebter als Hongkong. Denn Singapur ist unabhängig und muss nicht wie Hongkong mit einem Nachbarn China leben, der letztlich das Sagen hat. Singapur gilt bislang noch als sicherer Hafen für schwerreiche Kundschaft aus aller Welt. Hinter New York, London und Hongkong ist Singapur der viertgrößte Finanzplatz der Welt.

Singapur gilt als die Schweiz Asiens. Hier ist alles in Puncto Sauberkeit und Ordnung reglementiert. Abweichungen werden allerdings drakonisch bestraft. Pressefreiheit gibt es nicht, der Privatbesitz von Satellitenschüsseln ist verboten. Lügner werden mit acht Rohrschlägen auf dem Prügelbock bestraft. Auf den Besitz von zum Beispiel 500 Gramm Haschisch steht die Todesstrafe.

Machbar ist so etwas deshalb, weil das 633 Quadratkilometer große Singapur zwar nominell eine parlamentarische Demokratie ist, in Wirklichkeit jedoch autokratisch per Ein-Parteien- und Ein-Kammer-System regiert wird.

Lässt die Demokratie in Singapur vielleicht zu wünschen übrig, so gilt das sicher nicht für die wirtschaftliche Gesinnung: Es gilt Common Law (auf Gerichtsurteile gestütztes Recht) mit einem sehr entgegenkommenden Rechtssystem, das vor allem die Gründung einer Private Limited Company bevorzugt.

Bei der Besteuerung wird wie üblich zwischen Residents (Einheimischen) und Non-Residents (Ausländern) unterschieden, was eine Befreiung für Ausländer von jeglicher direkten Besteuerung bedeutet. Seit 1973 besteht zwischen Singapur und Deutschland ein Doppelbesteuerungsabkommen, von dem das Bankgeheimnis nicht angetastet wird.

Singapur ist innerhalb von 40 Jahren zum viertgrößten Finanzplatz der Welt aufgestiegen. Man findet alles, was in der Finanzwelt Rang und Namen hat. Die Asienkrise Endes des 20. Jahrhunderts ging nicht spurlos vorüber. Aber Singapur hat sie relativ gut verkraftet und zählt weiterhin zu den reichsten Ländern der Welt.

Allein die Zentralbank hat in ihren Kellern 80 Milliarden US-Dollar gebunkert, eine gewaltige Währungsreserve, mit der der Stadtstaat seinen Nachbarn hin und wieder helfend unter die Arme greift und sich dadurch willfährige Schuldner verdingt.

Die letzte weltweite Finanzkrise hat auch in Singapur zugeschlagen. Das Wirtschaftswachstum brach ein und stagnierte im leicht positiven Bereich.

Nicht verwunderlich daher, dass man seitdem verstärkt nach Europa blickt, wo sich in der aufkeimenden Furcht vor dem gläsernen Bankkunden neue Möglichkeiten eröffnen, um Milliardenbeträge in den Fernen Osten abzusaugen. Daran hängt auch die Hoffnung, als Offshore-Oase bekannter zu werden und neben dem Geld auch europäische Investoren ins Land zu holen.

Die Banken-Infrastruktur ist absolut perfekt. Alle großen amerikanischen, schweizerischen, aber auch die deutschen Finanzinstitute sind präsent. Interessant werden hier natürlich besonders die Schweizer Banken, die gerade dabei sind, noch bessere Bedingungen und Transfermöglichkeiten, als ohnehin schon vorhanden, herzustellen.

Eine Verlagerung von Fluchtgeldern zum Beispiel aus der Schweiz nach Singapur soll kinderleicht gemacht werden. Die Bank bleibt dieselbe, nur die Länderzugehörigkeit wechselt. Über allem wacht die zentrale Notenbank von Singapur. Garantiert werden ein unbeschränkter Devisen- und Kapitalverkehr sowie ein bislang wasserdichtes, strenges Bankgeheimnis.

Es könnte gut sein, dass Singapur im allgemeinen Ansehen die Schweiz bald nicht nur hinsichtlich der Sauberkeit, sondern auch hinsichtlich der sprichwörtlichen Sicherheit von Kapital übertrifft.

Doch zumindest für deutsche Kapitalanleger könnte diese Sicherheit bald vorbei sein. Noch können sich die Deutschen auf die Lücken im alten und noch gültigen Doppelbesteuerungsabkommen verlassen. Aber Singapur hat Deutschland zuletzt von sich aus angeboten, bessere Informationspflichten zu akzeptieren.