Obama muss Petition für Chelsea Manning beantworten

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Eine Petition an US-Präsident Barack Obama fordert die Freilassung von Chelsea Manning. Diese hatte in ihrer Zeit als Bradley Manning geheime Dokumente über die Kriege in Afghanistan und im Irak an Wikileaks geleitet.

Chelsea Manning lebte früher als Mann und hieß Bradley Manning. In dieser Zeit leitete sie Hunderttausende geheime Dokumente des US-Militärs über die Kriege in Afghanistan und im Irak an Wikileaks. Im Mai 2010 wurde sie festgenommen. Seitdem ist die 29-Jährige in Haft. Ein Militärgericht verurteilte sie 2013 zu einer Haftstrafe von 35 Jahren.

Auch dieses Video aus der Bordkamera eine US-Helikopters gehört zu den von Chelsea Manning geleakten Dokumenten. Es zeigt, wie amerikanische Soldaten im Irak Zivilisten angreifen. Dabei wurden mindestens zwölf Menschen getötet.

Mitte November starteten nun ihre Unterstützer eine Petition an Barack Obama. Darin fordern sie den scheidenden US-Präsidenten auf, Chelsea Manning zu begnadigen. Ihre Haftstrafe solle auf die bereits abgesessene Zeit beschränkt werde. Die Petition hat am Sonntag mehr als 100.000 Stimmen erreicht. Daher muss sich Obama nun damit befassen.

Chelsea Manning ist eine Heldin

Zu den Urhebern der Petition gehört auch der legendäre Whistleblower Daniel Ellsberg (85). Er übergab im Jahr 1971 Dokumente aus dem US-Verteidigungsministerium an die Presse. Durch diese sogenannten Pentagon-Papiere kam heraus, dass die USA über die wahren Gründe für den Vietnamkrieg gelogen hatten.

„Snowden und Manning sind Helden für mich. Ich identifiziere mich mit ihnen“, zitiert die taz den Whistleblower. „Eine Demokratie braucht mehr Informationen als die, die uns die offiziellen Stellen zugestehen. In diesem Sinne sind Whistleblower wesentliche Garanten für den Erhalt unserer Freiheit.“

Barack Obama hart im Kampf gegen Whistleblower

Doch Friedensnobelpreisträger Barack Obama sieht dies anders. „Angesichts des harten Kurses, den die Regierung Obama gegen Whistleblower und Investigativ-Journalisten verfolgt hat, erscheint ein Straferlass unwahrscheinlich“, sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen.

Beobachter rechnen nicht damit, dass Obama die Whistleblowerin Chelsea Manning begnadigen wird. (Screenshot: YouTube)

„Unser demokratischer Präsident handelt besonders repressiv“, sagt auch Anthony Gregory von der Denkfabrik Independent Institute. Die Obama-Regierung wende den Espionage Act aus dem Jahr 1917 viel häufiger an als alle vorherigen US-Regierungen zusammen. Mindestens fünf Whistleblower wurden unter Barack Obama angeklagt. Zuvor waren es nur drei gewesen.

Eine Begnadigung von Chelsea Manning durch Barack Obama ist auch deshalb wenig wahrscheinlich, weil Wikileaks entscheidend zur Wahlniederlage seiner Parteigenossin Hillary Clinton bei den US-Präsidentschaftswahlen beigetragen hat. Die Enthüllungs-Plattform veröffentlichte unzählige Emails, welche ihre Korruption und Lügen offenbarten.

„Ihr habt mir Hoffnung gegeben“

Chelsea Manning hofft aber wohl trotzdem weiterhin auf ihre Begnadigung. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, twitterte sie am Sonntag, als die Petition die 100.000er-Marke geknackt hatte. „Ich bin einfach dankbar, dass man mich nicht vergessen hat. Ihr habt mir Hoffnung gegeben.“

Wie auch in der Petition erwähnt wird, wollte sich Manning schon mindestens zweimal selbst töten. Dies liegt auch daran, dass sie bereits zu Militärdienstzeiten stark unter der wachsenden Gewissheit litt, transsexuell zu sein. Erst 2013 gestand ihr ein Gericht die notwendige Behandlung zu.

Dreimal hat es Chelsea Manning schon auf die Vorschlagsliste für den Friedensnobelpreis geschafft. Das war in den Jahren 2011, 2012 und 2013. Und nun liegt ihr Schicksal vorerst in den Händen eines tatsächlichen Trägers des Friedensnobelpreises.