Selbst moderates Trinken ist nicht gesund

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Man möchte es einfach gerne glauben. Moderates Trinken von Alkohol verlängert die Lebenserwartung. Wer ab und zu ein Gläschen Wein oder ein Bier trinkt, ist am Ende gesünder als diejenigen, die sich für den trockenen Lebensstil entschieden haben. Prost!

Selbst moderates Trinken ist nicht gesund. (Foto: Andy Rennie)
Selbst moderates Trinken ist nicht gesund. (Foto: Andy Rennie)

Moderates Trinken ist nicht unbedingt harmlos

Wer das glauben möchte, kann es gerne tun. Diese Theorie ist aber leider kein Fakt, sondern eher ein Mythos. Man kann die Anhänger des moderaten Trinkens aber nicht verurteilen, denn selbst die Wissenschaftler haben sich geirrt.

In vielen Studien wird die längere Lebenserwartung von gelegentlichen Trinkern angepriesen. Bisher war man sich sicher, dass diese länger Leben als nüchterne Ökos. Da wurde aber das Kleingedruckte nicht genau gelesen. Denn die Kategorie der Enthaltsamen beinhaltet aber auch trockene Alkoholiker, die auf Grund gesundheitlicher Probleme mit dem Trinken aufhörten. Ergo waren die angeblichen Abstinenten oft in einem schlechteren gesundheitlichen Zustand als moderate Trinker.

Wenn man sich alle 87 Studien, die zu diesem Thema erstellt wurden, genau anschaut, erkennt man den Fehler. Im Schnitt leben Menschen mit einem wöchentlichen, aber moderaten Alkoholkonsum länger. Wenn man aber auf eine separate Verteilung von Ex-Alkoholikern und tatsächlichen Anti-Alkoholikern achtet, ist der Effekt von einer längeren Lebenserhaltung aufgehoben, schreibt Bloomberg.

Die Wissenschaftler beißen sich die Zähne an dieser Frage aus. Denn wie so oft gibt hier keine Ja- oder Nein-Antwort, kein Schwarz oder Weis. Normalerweise werden Probanden mit entweder einem Wirkstoff, oder einem Plazebo behandelt. Nur bei absoluter Anonymität kann man einen tatsächlichen Trend der realen Wirkung feststellen. Bei Alkohol ist diese Herangehensweise, vor allem in langfristigen Studien, unmöglich.

Das globale Missverständnis trübte selbst die Realität hochangesehener Professoren. Emanuel Rubin von der Thomas Jefferson University empfahl Ärzten, ihren Patienten einen täglichen „Trink“ zu verschreiben. Wenn Abstinente bis zu ihrem 50. Jahr kein Alkohol konsumiert haben, sollten sie spätestens jetzt mit einem Glas Wein zum Abendessen anfangen. Ihm zufolge ist moderates Trinken der Gesundheit sehr bekömmlich, die Beweise dafür seien eindeutig.

Die neue Studie hat sich nicht auf die spezifischen Vorteile von Weinkonsum konzentriert, denn Rotwein und seine positiven Effekte auf das Herz haben durchweg viel Bestätigung bekommen. Mehr wurden die generelle Langezeitwirkung von Alkohol untersucht. Und da hat sich eben ergeben, dass viele Risiken selbst auf moderates Trinken zurückzuführen sind.

Im Kontrast kann man moderates Trinken vielleicht tatsächlich als gut bezeichnen. Die Vorteile von gelegentlichem Konsum übersteigen zum Beispiel die Nachteile von exzessivem bei weitem.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Risiken von Alkoholkonsum mehr Skepsis und detailgetreue Untersuchungen braucht. Die Wissenschaft sollte sich einig sein. Falsche Meldungen können sich wie ein Lauffeuer verbreiten und schneller als Allgemeinwissen abgestempelt werden, als man denkt.

1 KOMMENTAR

  1. Ein sehr interessanter Artikel über die Volksdroge Nummer Eins, in der heutigen Zeit, von der bereits viele im jugendlichen Alter abhängig sind. Bei manchen ist es jedoch oft vom Genießer, bis zum Quartalsäufer nur ein kleiner Schritt. Dann wird aus dem anfangs gesunden Glaserl Rot am Abend, eine ganze Flasche, und das Leben kürzer, anstatt länger. PROST

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