Springer-Chef: Großbritannien wird vom Brexit profitieren

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Der Brexit wird der EU mehr schaden als Großbritannien, sagt Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Denn das Land könne nun eine „Talent-orientierte“ Zuwanderung verfolgen. Die EU hingegen entwickle sich zur Transfer-Union.

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Der Axel-Springer-Chef widerspricht mit seiner Einschätzung dem Großteil der deutschen Elite. (Screenshot: YouTube / FT Reporter Clips)

Der Brexit wird für den Rest der Europäischen Union schmerzvoller sein, als für Großbritannien, sagt Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner. Das Land könnte sich für ausländische Investoren als „hoch attraktive“ erweisen.

Zwar werde Großbritannien kurzfristig negative Folgen des Brexit-Votums vom 23. Juni tragen müssen. Doch in drei bis fünf Jahren werde das Land besser dastehen als Kontinentaleuropa, sagte Mathias Döpfner der Financial Times im Axel-Springer-Hauptquartier in Berlin.

Die EU wird zu einer Transfer-Union

Der Axel-Springer-Chef erwartet, dass Großbritannien sich in Richtung eines mehr an freier Marktwirtschaft orientierten Modells entwickelt, „während Europa sich Schritt für Schritt in eine Transfer-Union verwandelt“.

Im Rahmen dieser Transformation der EU werde immer mehr Geld von den produzierenden in die konsumierenden Staaten umverteilt. Diese Entwicklung könne viele Investoren abschrecken, sagt Mathias Döpfner. „Wenn Großbritannien hier eine Alternative schaffen kann, ist das meiner Ansicht nach hoch attraktiv.“

Mathias Döpfner widerspricht den Eliten

Der Axel-Springer-Chef widerspricht mit seiner Einschätzung dem Großteil der deutschen Elite, die durch den Brexit ein Desaster für die britische Wirtschaft erwartet. Anfang September sagte etwa Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dass die wirtschaftlichen Folgen des Brexit „sehr negativ“ für Großbritannien sein werden.

Axel Springer ist einer der größten Medienkonzerne Europas. Ihm gehören die Bild-Zeitung und die Welt. Unter Führung von Mathias Döpfner hat das Unternehmen international expandiert und massiv in digitale Medien investiert, darunter Business Insider und Politico Europe.

Der Konzern macht 12 Prozent seines Umsatzes in Großbritannien und wurde selbst hart vom Brexit getroffen. Im August kündigte Axel Springer an, dass der Umsatz für 2016 infolge des Referendums nur genauso stark ausfallen wird wie im vergangenen Jahr. Zuvor hatte man mit einem leichten Umsatzplus gerechnet.

Vorteile einer eigenen Migrationspolitik

Kurzfristig erwartet der Axel-Springer-Chef Turbulenzen durch Währungsschwankungen und im Immobilienmarkt. Doch langfristig werde Großbritannien außerhalb der EU besser aufgehoben sein.

Zum Beispiel könne man eine „Talent-orientierte“ Zuwanderungspolitik verfolgen, sagt Mathias Döpfner. „Man integriert und lädt hauptsächlich Leute ein, von denen man profitiert, und nicht Leute, die nur von deinem Sozialsystem profitieren.“

Die EU hingegen werde auch darunter leiden, dass der „gesunde Einfluss“ Großbritanniens fehle, vor allem dessen Pragmatismus und marktwirtschaftliche Orientierung. Dieser britische Einfluss habe bei den Verhandlungen der EU-Mitgliedsstaaten in der Vergangenheit zu „vernünftigen Kompromissen“ geführt.

Wenn künftig alles durch Frankreich, Spanien und Italien festgelegt werde, die Kompromisse mit Deutschland machen, dann mache ihm diese Aussicht Sorgen, sagt Mathias Döpfner.

13 KOMMENTARE

  1. Wurde nicht schon der Untergang Großbritanniens in all unseren Medien prophezeit? Und wurde nicht schon prophezeit, wieviel Unternehmen und Menschen von dort auswandern werden? Ups, …

  2. Langsam kommt wohl die Einsicht, dass der Brexit nicht die schlechteste Entscheidung war. Nächstes Jahr wird dann Frankreich folgen. Da auch diese Bürger sich nicht mehr von Brüssel und Berlin bevormunden lassen wollen.

  3. Es war doch offensichtlich, dass GB den besseren Weg damit eingeschlagen hat, deswegen ist ja die EU so eklig und für mich beschämend, so negativ über GB hergefallen. Weshalb soll denn nun GB untergehen? Die EU-Bonzen sind doch nur neidisch, weil sie natürlich erkannt haben, dass die EU, so wie sie geführt wird, nicht überlebt!

  4. Es ist mehr als logisch, dass GB vom Brexit profitieren wird. Sicher werden die ehemaligen Verbündeten für genug Steine auf dem Weg sorgen, schließlich will man ja nicht noch mehr Mitgliedsstaaten verlieren. Aber um es mal mit etwas ganz Alltäglichen zu vergleichen – bei euch zuhause läufts doch auch besser, wenn sich die Schwiegermutter nicht in eure Angelegenheiten einmischt?!

  5. Ich bin ganz der Meinung des Axel-Springer-Chefs, und die Profitgründe die er nennt, sind mehr als logisch. Eigentlich ist in diesem Artikel alles gesagt. Es bleibt nur Eines, dass nicht erwähnt wurde. Der Tourismus.
    Meine eigene Meinung hab‘ ich mir bereits bei der Ankündigung des Austritts gebildet. Ich hab‘ damals durch den niedrigeren Pfund-Kurs, vor allem in Richtung Tourismus gedacht, und bin nach wie vor überzeugt, dass sich Großbritannien in einigen Jahren zu einem Reise- und Urlaubsland entwickelt hat. Bereits jetzt sind die Hotelauslastungen um einige Prozentpunkte gestiegen. In London fast um 10 Prozent.

  6. Mathias, red‘ doch mal mit Friede und die wieder mit Liz: Ein paar von euch lancierte Artikel und das Merkel ist weg. Und der Weg wäre frei für eine sinnvolle und begrenzte „Talent-orientierte“ Zuwanderung… Der jetzige Weg Merkels führt in den Untergang…

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