Scroll and Key: Karriere-Schmiede für Yale-Studenten

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scroll and key gebäude
Das Gebäude von „Scroll and Key“ steht auf dem Campus der Yale University. (Foto: Marc Smith)

„Scroll and Key“ an der Yale University in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut ist eine der angesehensten Studentenverbindungen der Welt. Zu den Mitgliedern des Geheimbundes gehören zahlreiche amerikanische Politiker und Diplomaten, führende Geschäftsmänner sowie einflussreiche Medienvertreter.

Im Amerika des 19. Jahrhundert wurden Studentenverbindungen Geheimbünde genannt. Die Studenten einer solchen „Secret Society“ trafen sich in fensterlosen Gebäuden, die speziell dafür errichtet wurden.

Das älteste noch bestehende Gebäude einer Studentenverbindung gehört „Skull & Bones“ an der Yale University in New Haven, Connecticut.

„Skull & Bones“ wurde im Jahr 1832 gegründet. Zu den Mitgliedern von Skull & Bones zählen viele führende Geschäftsmänner und Politiker, darunter drei ehemalige US-Präsidenten.

Gründung im Jahr 1842

„Scroll and Key“ ist die zweitälteste Studentenverbindung. Sie wurde 1842, also zehn Jahre nach „Skull & Bones“, ebenfalls an der Yale University gegründet. Die Gründer von „Scroll and Key“ sind John Addison Porter und William L. Kingsley. Der Gründer William L. Kingsley gibt auch der Absolventenvereinigung ihren Namen, der Kingsley Trust Association (KTA).

Zu den ersten Mitgliedern gehören zudem Enos Taft, Samuel Perkins, Homer Sprague, Lebbeus Chapin, George Jackson, Calvin Child, Charlton Lewis und Josiah Harmer. Auch Theodore Runyon, Issac Hiester und Leonard Case Junior waren frühe Mitglieder.

scroll and key mitglieder
Papierrolle und Schlüssel stehen für Wissen und Weisheit.

Zu Beginn genoss „Scroll and Key“ in Yale bei weitem nicht dasselbe Ansehen wie „Skull and Bones“. In seinen Erinnerungen „Vier Jahre in Yale“ schrieb Lyman Hotchkiss Bagg: „Bis so kürzlich wie 1860 hatte Keys große Schwierigkeiten, seine Leute zusammenzubekommen.“

Doch dann besserte die Lage. Laut Lyman Hotchkiss Bagg konnte „Scroll and Key“ die besten Männer als Mitglieder gewinnen und übertraf darin alle anderen Studentenverbindungen in den USA – sogar „Skull and Bones“.

Der Versammlungsort von „Scroll and Key“ wurde von Richard Morris Hunt im Maurischen Stil entworfen und 1869 auf dem Campus der Yale University errichtet. „Scroll and Key“ hatte das Grundstück von einer der Studentenverbindung „Sheffield Scientific School Society“ (heute Berzelius) erworben.

„Scroll and Key“ (Papierrolle und Schlüssel) stehen für Wissen und Weisheit. Zu den Traditionen des Geheimbundes gehört, dass Mitglieder das Lied „Troubadour“ singen. Es wurde im Jahr 1820 von Thomas Haynes Bayly geschrieben. Im Jahr 1956 brachte Tennessee Ernie Ford es auf einer Schallplatte heraus.

Die Mitglieder von „Scroll and Key“

Genau wie „Skull and Bones“ wählt auch „Scroll and Key“ an der Yale University jedes Jahr 15 Studenten des dritten Studienjahrs als neue Mitglieder aus. Die Mitgliedschaft wird solchen Männern und seit 1989 auch Frauen angeboten, die akademisch oder außerschulisch etwas erreicht Besonderes haben.

Oft sind Redakteure der Yale Daily News und anderer Publikationen, talentierte Künstler, politische Aktivisten, herausragende Sportler, Unternehmer und begabte Wissenschaftler unter den neuen Mitgliedern. Seit 1868 ist Mark Twain Ehrenmitglied. Zu den regulären Mitgliedern gehören:

  • Theodore Runyon (Abschlussjahr 1842), Botschafter in Deutschland
  • Carter Henry Harrison (1845), Bürgermeister von Chicago von 1879 bis 1893, Kongressabgeordneter, Cousin von Präsident William Henry Harrison
  • Randall L. Gibson (1853), US-Senator für Louisiana von 1883 bis 1892, General für die Südstaaten im Bürgerkrieg
  • George Shiras Jr. (1853), Richter am Obersten Gerichtshof
  • Fred Dubois (1872), US-Senator für Idaho von 1891 bis 1897 und von 1901 bis 1907, Gegner des Goldstandards, machte Idaho zum US-Bundesstaat
  • Henry deForest (1876) Southern Pacific Railroad
  • Gilbert Colgate (1883), Präsident und Vorstandsvorsitzender von Colgate & Co.
  • George Edgar Vincent (1885), Präsident der University of Minnesota; Präsident der Rockefeller Foundation
  • Harvey Cushing (1891), erster Neuro-Chirurg
  • Frank Polk (1894), Kanzlei Davis Polk & Wardwell, US-Außenminister
  • Allen Wardwell (1895), Kanzlei Davis Polk & Wardwell, Bank of New York
  • Cornelius Vanderbilt III (1895), Vanderbilt-Erbe
  • William Adams Delano (1895), Architekt
  • Joseph Medill McCormick (1900), US-Senator, Herausgeber der Chicago Tribune
  • Joseph M. Patterson (1901), Gründer der New York Daily News, Manager bei der Chicago Tribune
  • James C. Auchincloss, (1908), Kongressabgeordneter von 1943 bis 1965, US-Militärgeheimdienst
  • William C. Bullitt (1912), US-Botschafter in Frankreich von 1936 bis 1941, erster US-Botschafter in der Sowjetunion von 1933 bis 1936
  • Mortimer R. Proctor (1912), Gouvernor von Vermont von 1945 bis 1947
  • Dean Acheson (1915), US-Außenminister
  • Wayne Chatfield-Taylor (1916), Präsident der Export-Import Bank
  • Dickinson W. Richards (1917), Nobelpreis für Medizin im Jahr 1956
  • John Enders (1919), Nobelpreis für Medizin im Jahr 1954
  • Brewster Jennings (1920), Gründer und Präsident der Socony Mobil Oil Company Standard Oil of New York
  • Seymour H. Knox (1920), F. W. Woolworth Company
  • James Stillman Rockefeller (1924), Präsident und Vorstandsvorsitzender von The First National City Bank of New York
  • Huntington D. Sheldon (1925), Central Intelligence Agency, Präsident der Petroleum Corporation of America
  • Newbold Morris (1925), New Yorker Anwalt und Politiker
  • Benjamin Spock (1925), Baby & Child Care
  • John Hay Whitney (1926), US-Botschafter in Großbritannien, Herausgeber der New York Herald Tribune
  • Frederic A. Potts (1926), Vorstandsvorsitzender der Philadelphia National Bank
  • Benjamin Brewster (1929), Direktor von Standard Oil Co. of New Jersey (später Exxon)
  • Raymond R. Guest (1931), US-Botschafter in Irland
  • Peter Grace (1936), Gründer des Chemieunternehmens W. R. Grace & Co.
  • Peter H. Dominick (1937), US-Senator für Colorado von 1962 bis 1974, US-Botschafter in der Schweiz
  • Cyrus Vance (1939), US-Außenminister, US-Armeeminister, Chef der Federal Reserve Bank of New York
  • Robert D. Orr (1940), Gouvernor von Indiana, US-Botschafter in Singapur
  • Cord Meyer, Jr. (1943), Central Intelligence Agency
  • George Roy Hill (1943), Oskar als Regisseur für den Film „The Sting“
  • Frederick B. Dent (1944), US-Handelsminister
  • Thomas Enders (1953), US-Botschafter in Spanien von 1983 bis 1986, US-Botschafter bei der Europäischen Union von 1979 bis 1981, US-Botschafter in Kanada von1976 bis 1979, Salomon Brothers
  • Warren Zimmermann (1956), US-Botschafter in Jugoslawien von 1989 bis 1992
  • Roscoe S. Suddarth (1956), Präsident des Middle East Institute, US-Botschafter in Jordanien, American Iranian Council
  • Bartlett Giamatti (1960), Präsident der Yale University
  • Gideon Rose (1985), Redakteur beim US-Journal Foreign Affairs
  • Fareed Zakaria (1986), Redakteur bei Newsweek International, Gastgeber einer CNN-Show, Council on Foreign Relations
  • Dahlia Lithwick (1990), Redakteur bei Newsweek und Slate
  • Ari Shapiro (2000), Internationaler Korrespondent für National Public Radio