Freihandelszonen in Uruguay bieten anonyme Bank-Konten

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Die Freihandelszonen in Uruguay werden von dem Land quasi als extraterritoriale Gebiete eingestuft, die weitgehend von Steuern und Zollabgaben befreit sind. Viele internationale Banken, darunter auch die Deutsche Bank, bieten ihren großen ausländischen Geschäfts- und Privat-Kunden hier noch anonyme Nummernkunden.

Freihandelszonen in Uruguay bieten anonyme Bank-Konten
(Foto: Yasmin Pinheiro)

Für ausländische Business- und Großkunden gibt es in Uruguay acht geschützte Orte, wo anonyme Nummernkonten noch anonym bleiben. Hier operieren viele internationale Banken, wobei nicht wenige gar keinen Schalterverkehr für Kleinkunden und normale Einleger haben, sondern mit ihren Repräsentationsbüros nur Business- und Großkunden zur Verfügung stehen. Das Haus Rothschild, Merrill Lynch oder die Deutsche Bank AG sind hier präsent.

Mit dem Gesetz Nr. 15.921 von 1987 wurde die Förderung und Entwicklung von Freihandelszonen in Uruguay zum nationalen Interesse Uruguays erklärt. Ziel ist es, vermehrt Investitionen ins Land zu holen, Exporte und Beschäftigung zu steigern und die internationale Integration zu fördern. Die Freihandelszonen können von der öffentlichen Hand oder von privaten Investoren betrieben werden.

Derzeit gibt es in Uruguay zwei öffentliche Freihandelszonen, Colonia und Palmira, wobei erstere von einem privaten Unternehmen verwaltet wird. Darüber hinaus wurden sechs private Lizenzen für Freihandelszonen in Montevideo, Rio Negro, Florida, Nueva Helvecia, San Jose und Rivera vergeben.

Das bieten die Freihandelszonen in Uruguay

In den Freihandelszonen in Uruguay können alle Handels-, Industrie- und Dienstleistungsaktivitäten getätigt werden, mit Ausnahme der Einfuhr von Waffen, Munition und anderen Rüstungsgütern sowie von Waren, die den Interessen des Landes entgegenstehen. Die Aufsicht und Kontrolle wird vom Wirtschafts- und Finanzministerium ausgeübt, die Zuständigkeiten der nationalen Zollbehörde beschränken sich auf die Kontrolle des Zu- und Abgangs der Waren.

Das Gesetz über die Freihandelszonen in Uruguay stuft die Wirtschaftssonderzonen als quasi extraterritoriale Gebiete ein, die weitgehend von Steuern und Zollabgaben befreit sind. Die in den Freihandelszonen ansässigen Unternehmen genießen im Einzelnen folgende Vorteile:

  • Anwendung des Bankgeheimnisses, das heißt Vertraulichkeit aller Kontoinformationen.
  • Befreiung der in den Freihandelszonen ansässigen Unternehmen von allen derzeitigen oder zukünftigen nationalen Steuern, mit Ausnahmen von Abgaben für die Sozialversicherung.
  • Befreiung von Sozialabgaben für ausländisches Personal, das allerdings auf maximal 25 Prozent der gesamten Mitarbeiterzahl beschränkt ist.
  • Befreiung aller Einfuhren in die Freihandelszonen von jeglichen Einfuhrabgaben oder -steuern (uruguayische Waren werden als Ausfuhren aus Uruguay betrachtet).
  • Befreiung aller Ausfuhren aus den Freihandelszonen von jeglichen Exportabgaben oder -steuern (Waren oder Dienstleistungen, die ins Land gehen, werden als Einfuhren nach Uruguay betrachtet).
  • Höchstens Berechnung der kostendeckenden Ausgaben für Dienstleistungen der Hafenbehörde bei der Ein- und Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen. Da es sich um internationalen Transit handelt, dürfen die Hafengebühren nur einmal berechnet werden.
  • Die Staatsmonopole finden keine Anwendung auf die Freihandelszonen, so dass zum Beispiel Telefondienste und Mineralölprodukte frei eingekauft werden können.
  • Öffentliche Leistungen werden zu Sondertarifen angeboten.
  • Keine Begrenzungen im Kapital- und Devisenverkehr.

Externe Finanzinstitutionen (Offshore-Finanzinstitutionen) dürfen Geschäfte ausschließlich mit Kunden aus Drittländern machen. Hierzu zählen auch Geschäftsreisende und Mitarbeiter nicht ansässiger Firmen bei einem Aufenthalt in Uruguay von unter einem Jahr, diplomatische Vertretungen und ihre ausländischen Mitarbeiter; im Ausland befindliche Firmenvertretungen von im Land ansässigen Unternehmen, Personen mit Wohnsitz im Ausland ohne besondere wirtschaftliche Interessen im Land, Finanzinvestmentunternehmen sowie die in den Freihandelszonen ansässigen Unternehmen. Die Offshore-Finanzinstitutionen unterliegen der Aufsicht durch die Zentralbank.

Der uruguayische Staat übernimmt die Haftung für mögliche Schäden, die sich für Unternehmen im Falle einer Änderung des Gesetzes über Freihandelszonen ergeben. Die erste und auch bedeutendste Wirtschaftssonderzone wurde in Uruguay im Jahr 1990 gegründet, die „Zona Franca de Montevideo“, die mittlerweile als „Zonamerica Business & Technology Park“ firmiert.

Zonamerica S.A. ist zu 60 Prozent im Besitz der uruguayischen Dovat-Gruppe, 40 Prozent werden von der belgischen Katoen-Natie gehalten, die auch Mehrheitsaktionär des Konsortiums ist, das seit Ende 2001 die Nutzungsrechte für den Containerhafen Montevideo hat, und an dem wiederum die Zonamrica S.A. mit 10 Prozent beteiligt ist.

Zonamerica hat Ende 2003 ein Darlehen in Höhe von 3,1 Euro von der Interamerican Investment Corporation (IIC), welche der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) zugehört, erhalten. Zweck des Darlehens ist die Förderung der Ansiedlung von nationalen und ausländischen Unternehmen in dem Büro- und Technologiepark. Neben den zuvor erwähnten Steuer- und Zollvorteilen bietet die Zonamerica hochmoderne Infrastruktur- und Serviceleistungen.

In der Zonamerica sind insgesamt rund 500 Unternehmen mit etwa 2.500 Beschäftigten angesiedelt. Hierzu gehören unter anderem:

  • Finanzdienstleistungen: Merryl Lynch, Royal Bank of Canada, Banco Santander, Raymond James, Prudential Financial, The Winterbotham Trust Company, Wachovia.
  • Beratung und Wirtschaftsprüfung: Caasu, HLB International, Price Waterhouse Coopers, HLB. Dovat Carriquiry & Asociados, Deloitte Touche Tohmatsu.
  • Software & IT: Artech, iPcom, Tata, GeneXus, Trintech, Bantotal, de Larroba.
  • Biotechnologie: Quiniman, Serono, Thercell, Unidetec.
  • Call Center: Merill Lynch, Synapsis, Sabre.
  • Logistik: Perugia, Costa Oriental, Transcargo, Estabilidad, Supralux, Almisur, Ilesir; Sony, Lexmark, Ricoh.
  • Service Center: Serono, Iosc, Markem, Philip Morris.

Zuletzt hat das US-Touristikunternehmen Sabre (1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz 2005) entschieden, in der Zonamerica eine Investition in Höhe von 3 Millionen Euro für sein neues Call Center vorzunehmen, durch die über insgesamt 500 neue Arbeitsplätze entstehen sollen; dort sind etwa 220 Personen beschäftigt (fast ausschließlich Uruguayer). Bemerkenswert dabei ist, dass die Entscheidung für Uruguay nach vorausgegangenen Marktstudien auch in Indien erfolgte.

Zwei anstehende Großinvestitionen europäischer Firmen sollen als jeweils eigene Freihandelszonen operieren. Dabei handelt es sich um Investitionen der spanischen Ence (Holzchips) mit einem Volumen von rund 375 Millionen Euro und der finnischen Botnia (Zellulose) in Höhe von mehr als 750 Millionen Euro.