Ist der Markt für Crypto Währungen eine Zeitbombe?

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Der Mitgründer der aufstrebenden, digitalen Währung Ethereum sagt Ja. Sonst wird nur darüber spekuliert welche der vielen neuen Crypto Währungen denn nun die anderen verdrängen wird – steht aber eventuell das ganze System auf wackligen Füßen?

Ist der Markt für Crypto Währungen eine Zeitbombe? (Foto: Jim Makos)
Ist der Markt für Crypto Währungen eine Zeitbombe? (Foto: Jim Makos)

Crypto Währungen werden nur noch verscherbelt

Seitdem Crypto Währungen mit Crowdfunding ins Leben gerufen wurden sind hörte der Hype nicht mehr auf. Die Blockchain-Technologie begeistert nicht nur Investoren in der Technologiebranche, immer mehr Menschen interessieren sich für das digitale Geldsystem.

Mitgründer von Ethereum Charles Hoskinson beobachtet die Entwicklung der Crypto Währungen ganz genau und warnt vor einer Zeitbombe. Auch wenn die Preise im Moment Investoren aus allen Sektoren anlocken, der gesamte Markt, so Hopkinson, ist eine Blase.

Unternehmen haben dieses Jahr 1,3 Milliarden Dollar mit (digitalen) Münzverkäufen verdient, sechs Mal mehr als im Jahr zuvor. Dieser Betrag überholt das Risikokapital der Blockchain Unternehmen um ein Vielfaches.

Ethereum, die digitale Währung in der ethereal blockchain, stieg von 8 Dollar bei Marktbeitritt Anfang des Jahres auf 400 Dollar im letzten Monat an. Bis heute ist der Wert für Ethereum 50 Prozent gefallen, schreibt Bloomberg.

Hoskinson ist Mitglied einer wachsenden Gruppe von Experten, die die Entwicklungen im Crypto-Markt aufs genaueste untersuchen. Sie alle betonen ihr Bedenken über den schnellen Preisanstieg bei Bitcoin, Ethereum und Co. – vor allem auch über Crowdfunding Kampagnen, die mit ihren Ideen Millionen von Dollar generieren – innerhalb weniger Minuten.

Wer mit dem Feuer spielt…

Dass der Markt so viel Feuer bekommt, hätten selbst offizielle Behörden nicht vermuten können. Langsam deutet sich aber an, dass sich die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde mit Regulierungen einmischen möchte. Jeglicher Einfluss von außen stellt jedoch das größte Risiko für den gesamten Markt der digitalen Währungen dar.

Startups generieren Unmengen von Kapital mit sogenannten ICOs. ICOs sind quasi dasselbe wie IPOs ‚Initial Public Offering‘, zu deutsch der Börsengang, bei dem eine Firma Aktien zum öffentlichen Verkauf freigibt. Nur sind ICOs nicht reguliert und haben nicht die gleichen Sicherheiten, geschweige denn rechtlichen Standards wie IPOs.

Mit den ICOs werden Sicherheitsprozesse umgangen. Zum Beispiel wird, anders als bei IPOs, die Legitimität der Investoren nicht geprüft. Im Gegenzug könnten Investoren die gekaufte, digitale Währung verklagen, weil sie nichts über das Kaufrisiko wussten.

Nur weil Firmen ihre digitalen Coins offshore verkaufen heißt das nicht, dass Investoren keine Rechte haben. Der Boom der mit verkauften ICOs erzeugt wurde könnte sich demnach sehr schnell in eine Blase entwickeln.

Dennoch, Crypto Währungen seien, nach den Worten von Ripple Chief Executive Officer Brad Garlinghouse, weiterhin eine der besten Alternativen für Geld- und Kapitalbeschaffung von Unternehmen. Nur muss der gesamt Prozess reguliert werden und vor einem Kollaps bewahrt werden. ICOs werden weiterhin existieren, vielleicht sogar crashen und dann in einer regulierten, verbesserten Form zurückkehren.

1 KOMMENTAR

  1. 14.08.2017
    Lasche Schweiz: Schnelles Geld mit Kryptowährungs-ICOs wie Tezzie

    Convent Ein bisschen erinnern die gerade in Mode gekommenen Finanzierungsrunden zur Schaffung einer neuen Kryptowährung, auf Englisch Initial Coin Offerings (ICOs), an die Hochzeiten vor ein paar Jahren von vorbörslichen Aktienpushern für ein angebliches tolles Produkt, mit dem man dann beim Börsengang Millionär werden kann.

    Das versprochene Produkt bekam dann aber gar keine Marktreife, und der Börsengang (IPO) fiel ebenfalls aus. Die Anleger blieben am Ende auf einem Haufen wertloser Anteilsscheine sitzen. Musterbeispiele dafür lieferten eine hessische Gaunertruppe, über die der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net immer wieder berichtete, zum Beispiel mit Aktienverkäufen für eine angebliche Volkssolarzelle der US-Firma Aeternus Energy Corporation aus Brandon in Florida oder für die angeblich erste tabak- und rauchfeien Zigarette der Welt von der Firma NicStic AG aus Zürich oder für eine Indianer-Brause der Firma Swiss Chillmi AG aus dem schweizerischen Baar. Die Aktienpusher scheffelten Millionen, die Anleger erlitten Totalverlust. Einige Pusher wurden verurteilt.

    Der neue Geldrausch heißt nun: Initiierung von Kryptowährungen. Und das Schweizer Zug spielt dabei eine ganz besondere Rolle:

    Seit der Erfindung von Bitcoin vor acht Jahren wurden rund 800 Brüder- und Schwesterwährungen auf den Markt gebracht, die von keiner Bank oder Regierung kontrolliert werden können.

    Die Schweiz hat sich dabei mit seiner laschen und lückenhaften Finanzmarktkontrolle zum Eldorado für das schnelle Geldverdienen durch Währungsgründer entwickelt.

    Die Stadt Zug bekam inzwischen den internationalen Ruf eines Cryptovalleys. Zug gilt als Hort von Bitcoin und Ether.

    Anfang Juli 2017 kam nun eine neue Kryptowährungs-Schöpfung dazu: Tezzie.

    Obwohl es Tezzie bislang nur in der Phantasie gibt, reichte allein die Gründung einer US-Firma, die vorgibt, den Tezzie-Code exklusiv zu erhalten, und die Gründung einer Schweizer Stiftung zur Verwaltung von Tokens (so nennt man eine interne Währung, die dann in die angestrebte neue Kryptowährung umgetauscht werden soll), um die Geldbörsen von Spekulanten zu öffnen.

    Nicht zuletzt auch deshalb, weil für die Tezos-Stiftung an den Ufern des Zugersees hochkarätige Namen als Gründungshelfer und Stiftungsräte gewonnen werden konnten:

    Die Verträge setzte die Zuger Steuerkanzlei MME auf. 14 Anwälte beschäftigen sich dem Vernehmen nach einzig und allein mit Projekten im Zusammenhang mit den vielversprechenden Digitalwährungen. MME hat für Tezos drei Stiftungsräte als Aufseher berufen.

    Einer ist Johann Gevers, der Vater der Digitalwährung Monetas.

    Mit an Bord sind auch der Computer-Spezialist und Unternehmer Diego Ponz und Guido Schmitz-Krummacher, ein deutsch-stämmiger Anwalt und Geschäftsmann, der in diversen Verwaltungsräten sitzt, so auch in der ebenfalls erst 2017 gegründeten Bprotocol Foundation.

    Diese Stiftung will einen Konvertierungs-Standard für die Erstellung von handelbaren Tokens vorantreiben. Entwickelt und eingeführt werden soll ein Token-Rücklagen-Netzwerk, das „es ermöglicht, einen beliebigen Token in einen anderen Token umzuwandeln, ohne einen Gegenpart für die Transaktion zu erfordern. Das wird durch die Verwendung von Rücklage-Token erreicht, die die notwendige Liquidität durch autonome, algorithmische Preisfindung unabhängig vom Handelsvolumen ermitteln.“ Das angekündigte Bancor Protokoll brachte einen Monat vor dem Tezos-ICO, also im Juni 2017, rund 147 Millionen Dollar Investitionsgelder ein.

    Der Tezos-ICO für die noch gar nicht existierende Währung Tezzies brach dann im Juli 2017 alle bisherigen ICO-Rekorde.

    Initiator und Nutznießer ist das US-amerikanische Ehepaar Arthur und Kathleen Breitmann. Dem Paar gelang mit dieser Konstellation aus ihrer US-Firma DLS Dynamic Ledger Solutions und der Schweizer Tezos-Stiftung das Kunststück, den höchsten Betrag in der noch jungen Geschichte der Initial-Finanzierungen von Kryptowährungen einzufahren. Satte 232 Millionen US-Dollar vertrauten die Geldgeber der Tezos Stiftung an – in der Hoffnung, dass der Ausgabepreis der Tezzies, wenn sie eines Tages auf den Markt kommen sollten, höher sein wird, als die jetzigen Stiftungs-Tokens.

    Arthur Breitmann, ein Mathegenie, will das Programm für die neue Währung Tezzie geschrieben haben und die Macht über den Tezzies-Code an sein US-Unternehmen DLS übertragen haben. Allerdings existiert noch keine marktreife Technologie.

    Kathleen Breitmann nutzte mit ihrem Finanzwissen als Absolventin der renommierten Uni Cornell und Ex-Mitarbeiterin bei den Hedgefonds Bridgewater und Accenture sowie dem Blockchain Konsortium R3 das löchrige Kontrollsystem der Schweiz über Stiftungen aus.

    Unter dem Radar der Schweizer Finanzaufsicht konnte sie die angebliche Non-Profit-Stiftung Tezos in Zug installieren, weil für ein Non-Profit-Unternehmen in der Schweiz keine Lizenz nötig ist. So kontrolliert auch niemand, dass die Stiftung unter ihrer Leitung Geld für ein Produkt einsammelt, das noch gar nicht existiert.

    Gegenüber den Investoren sollen die Breitmanns allerdings den Anschein gegeben haben, dass die Stiftung unter Schweizer Behördenkontrolle stehen werde.

    Das Schweizer Finanzportal Finews.ch ging der Sache nach und kam zu dem Ergebnis, dass sich bei den Schweizer Behörden allerdings keiner so richtig für die Tezos-Stiftung zuständig fühlt.

    Der in Bern ansässige Aufseher, die Eidgenössische Stiftungsaufsicht ESA, die derzeit über rund 13.000 Stiftungen aller Art wacht, habe weder mit der Regulierung von Tezos begonnen, noch entschieden, den ICO genauer unter die Lupe zu nehmen.

    Die ESA ist erklärte gegenüber Finews.ch:

    Zitat:

    Das Organ für die Überwachung von Stiftungen ist derzeit am Evaluieren von diversen Lösungen hinsichtlich der Kontrolle (der Tezos Stiftung). Vor diesem Hintergrund habe man die Stiftung aufgefordert, mit der Finma Kontakt aufzunehmen.

    Die Finma ist noch am prüfen.

    Ein Finma-Sprecher sagte gegenüber Finews.ch: Die Tezos Stiftung verfüge über keine Lizenz. Ob eine Lizenz notwendig sei, hänge von der Tätigkeit der Finanzunternehmen ab und müsse von Fall zu Fall neu beurteilt werden. Man kommentiere laufende oder hängige Verfahren nicht, hiess es weiter.

    Thomas Linder, Steuerspezialist und Partner bei MME, betont: Man habe eine Zusicherung von der ESA erhalten, wonach die Transaktion geprüft werde und dies sei auch schriftlich dokumentiert.

    Finews.ch durfte die Dokumente allerdings nicht einsehen. Linder macht dafür rechtliche Gründe geltend. Zur Finma werde er Kontakt aufnehmen.

    Das scheint auch nötig, denn die Finanzpraxis der Tezos Stiftung will nicht in das Schema einer Non-Profit-Stiftung passen.

    Die Tezos Stiftung plant nämlich, ihren Eignern einen 8,5 prozentigen Anteil am 232-Millionen-Dollar schweren ICO auszuzahlen. Die Breitmans würden so 20 Millionen Dollar auf einen Schlag einstreichen. Weitere nicht namentlich bekannte Aktionäre von DLS bekämen 10 Prozent der zu vergebenden Tokens.

    Steuerspezialist Linder rechtfertigt die Auszahlungen mit einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit, die hinter dem „Tezzie“ stecke. Und es handle sich dabei um eine vergleichsweise ausgereifte Kryptowährung. Was sie erst noch beweisen muss.

    ICOs, also Währungsinitialisierungen, könnten auch „tickende Zeitbomben“ sein.

    Charles Hoskinson, Mitgründer des Netzwerkes Ethereum, bezeichnete ICOs in einem Bloomberg-Bericht kürzlich als „tickende Zeitbomben“. Die Menschen liessen sich vom schnellen Geld blenden. Und Ende Juli 2017 warnte die US-Aufsichtsbehörde SEC vor Schwindeleien im Zusammenhang mit Kryptowährungen und kündigte entsprechende Regulierungen an.

    Von Schweizer Behörden hört man dazu nichts. Derweil versucht die Schweizer Finanzszene, ihr Image als Anlaufstelle für Schwarzgeld definitiv abzustreifen. Nun läuft sie nach Einschätzung von Finews.ch „Gefahr, sich einen Namen für das schnelle Geld mit Kryptowährungen zu machen.“ Nun denn…

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