Britische Immobilienfonds müssen Gebäude abstoßen

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Wegen des massiven Abzugs von Investorengeldern nach dem Brexit-Votum mussten sieben britische Immobilienfonds alle Auszahlungen stoppen. Nun beginnen die Fonds damit, möglichst schnell ihre besten Immobilien zu verkaufen.

Britische Immobilienfonds müssen Gebäude abstoßen Trafalgar Square
Der Trafalgar Square in London (Bildlizenz: Public Domain)

In der Folge des Brexit-Votums ziehen Investoren massiv Kapital aus Großbritannien ab. Daher haben die größten britische Immobilienfonds vorübergehend alle Auszahlungen gestoppt. Um den Anlegern nun so schnell wie möglich wieder Geld auszahlen zu können, haben die Fonds damit begonnen, erstklassige Immobilien zu verkaufen.

Auch der Henderson UK Property Fund musste alle Auszahlungen an seine Anleger stoppen. Nun plant der Fondsmanager Henderson Global Investors, bis Ende 2016 das Hauptquartier der Schweizer Privatbank Coutts zu verkaufen. Die Adresse 440 Strand ist unweit des Londoner Trafalgar Square.

Die Immobilie hatte im Jahr 2014 für 175 Millionen Pfund den Besitzer gewechselt und wurde vor dem Brexit-Referendum auf 220 Millionen Pfund bewertet. Im Herbst will der Henderson UK Property Fund das erstklassige Bankgebäude offiziell auf den Markt bringen, berichtet die Financial Times.

Das Gebäude wird seit 1904 von Coutts angemietet. Es wird noch bis zum Jahr 2037 an die Royal Bank of Scotland vermietet, der die Schweizer Privatbank Coutts gehört. Daher bietet das Gebäude ein sicheres Einkommen, was von institutionellen Investoren bevorzugt wird. Auch Einzelhandel und Restaurants finden sich in dem Gebäude.

Immobilienfonds haben Auszahlungen gestoppt

Der Verkauf des Coutts-Hauptquartiers ist voraussichtlich nur einer von vielen derartigen Verkäufen, nachdem in der vergangenen Woche sieben Immobilienfonds ihre Auszahlungen gestoppt haben. Anlegergelder im Umfang von 15 Milliarden Pfund sind derzeit eingefroren. Betroffen sind Immobilienfonds von:

  • M&G Investments
  • Standard Life,
  • Henderson,
  • Aviva,
  • Columbia Threadneedle,
  • Canada Life und
  • Aberdeen Asset Management

Aberdeen Asset Management hatte die Auszahlungen seines Fonds nur bis zum 13. Juli gestoppt. Der Vermögensverwalter hat wegen der Liquiditätsenge bereits damit begonnen, Immobilien zu vermarkten, darunter das Hauptquartier von Fox International, einer Sparte von 21st Century Fox. Die Adresse 10 Hammersmith Grove liegt ebenfalls im Herzen Londons.

Britische Immobilienfonds verkaufen erstklassige Gebäude

Es wird erwartet, dass die Immobilienfonds sich zunächst von ihren „Prime Assets“ trennen werden. Denn diese sind in unsicheren Märkten einfacher zu verkaufen. Aberdeen verkauft auch das BT National Distribution Centre in Lutterworth in der Grafschaft Leicestershire im Zentrum Englands.

Private-Equity-Gesellschaften interessieren sich für die von den Fonds abgestoßenen Gebäuden. Allerdings sieht es bisher nicht danach aus, dass sie große Preisnachlässe erhalten werden, zitiert die Financial Times Keith Breslauer, Geschäftsführer der Private-Equity-Gesellschaft Patron Capital.

Letze Woche sagte die Immobilienfirma British Land, dass sie das Hauptgeschäft der britischen Kaufhauskette Debenhams in der Londoner Oxford Street an einen Privatinvestor verkauft hat. Der Preis von 400 Millionen Pfund bedeutet für den Käufer eine geschätzte Rendite von 2,75 Prozent und zeigt noch keinen Preisrückgang infolge des Brexit-Votums.

Dasselbe gilt laut dem Bericht der Financial Times derzeit auch für jene Sektoren, die möglicherweise anfälliger für einen Austritt Großbritanniens aus der EU sind, etwa für Londoner Büroimmobilien. Auch hier sei die Nachfrage nach erstklassigen Gebäuden mit sicheren Einnahmen noch immer hoch.

Doch die Preise für nicht erstklassige Gebäude könnten einbrechen. „Der Brexit hat kurzfristig eine Panik ausgelöst und den Großteil des britischen Marktes lahmgelegt“, sagt Richard Divall vom Immobilienberater Colliers. Eine Neubewertung sei nötig gewesen. Schon vor neun Monaten seien britische Immobilien zu teuer gewesen.