Berlin Hyp begibt Anleihe mit negativen Zinsen

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Jan Bettink Berlin Hyp Anleihe mit negativen Zinsen
Jan Bettink ist Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp, der ersten Bank, die eine Anleihe mit negativen Zinsen herausgeben konnte. (Foto: Berlin Hyp)

Mit einer Bilanzsumme von gut 30 Milliarden Euro und 544 Beschäftigten (Stand 2014) ist die Berlin Hyp eine vergleichsweise kleine Bank. Dennoch sorgt sie in der internationalen Finanzwelt derzeit für Aufsehen wegen einer Anleihe mit negativen Zinsen.

Als erster nicht staatlicher Gläubiger hat die in Berlin ansässige Bank am Dienstag eine Anleihe über 500 Millionen Euro mit einem negativen Zinssatz herausgegeben. Statt Zinsen zu bekommen, zahlen die Investoren selbst drauf für das Privileg, der Bank Geld leihen zu dürfen.

Berlin Hyp begibt Anleihe mit negativen Zinsen

Der ausgegebene Pfandbrief ist immerhin durch Immobilien gedeckt, was ihn für Investoren sicherer und daher attraktiver macht. Die Berlin Hyp zahlt für das Papier mit einer dreijährigen Laufzeit 0 Prozent Zinsen (null).

Weil aber die Nachfrage dennoch so groß und der Ausgabepreis entsprechend hoch war, liegt die tatsächliche Rendite für die Investoren bei minus 0,162 Prozent, berichtet Spiegel Online. Wenn ein Investor also 1.000 Euro anlegt, dann erhält er in drei Jahren nur 998,38 Euro zurück.

Wenn ein Investor die Anleihe bis zur Endfälligkeit in drei Jahren hält, verliert er definitiv Geld. Dennoch wollten viele Investoren den Pfandbrief haben. Denn sie spekulieren darauf, dass die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich sinken könnten.

EZB senkt Leitzins auf historisches Tief von 0 Prozent

Hintergrund für diese irre Entwicklung ist die extreme Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Am heutigen Donnerstag hat die EZB den sogenannten Leitzins von 0,05 auf 0 Prozent gesenkt. Die Banken der Eurozone müssen nun überhaupt keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie sich bei der EZB kurzfristig Geld leihen.

Außerdem hat EZB-Chef Mario Draghi am heutigen Donnerstag wie erwartet den Einlagenzins von minus 0,3 Prozent auf minus 0,4 Prozent gesenkt, berichtet das Berlin Journal. Die Banken müssen also einen Strafzins von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie überschüssiges Geld bei der EZB parken.

Für die Banken ist es daher attraktiver, der Berlin Hyp Geld zu leihen. Denn hier beträgt der Strafzins nur 0,162 Prozent. Die Berlin Hyp gehört zudem zur Sparkassen-Familie und gilt somit als besonders sicher.

Negativzinsen auf Girokonten

Die Negativzinspolitik der EZB wirkt sich längst auch auf Sparprodukte wie Tages- oder Festgeld sowie auf die Rendite von Lebensversicherungen aus. Überall sinken die Renditen. Einige Banken verlangen von Unternehmenskunden mit größeren Guthaben sogar schon Strafzinsen.

Um die Strafzinsen der EZB zum vermeiden, proben die bayerischen Sparkassen bereits den Aufstand gegen Negativzinsen. Sie bunkern ihr überschüssiges Geld nicht mehr bei der EZB, sondern lagern es als Bargeld in den eigenen Tresoren.

4 KOMMENTARE

  1. Ganz toll. Soll ich euch Bänkern gleich 2000€ hinblättern. Eine Frechheit sondergleichen. Für das Staasversagen und das Bankversagen soll nun der Bürger zahlen. Ich hau euch links und rechts was vor die Backen. Frechheit.

  2. Mich wundern diese Anleihenkäufe, da die Anleihen erstens mit Negativzinsen behaftet sind, und zweitens bei einer derartigen Absenkung des Leitzinssatzes, Anleihen von vornherein unattraktiv sind. Normalerweise sollte der Aktienmarkt vorsichtig anspringen, da durch die Zinssenkung leichter Geld von Unternehmen aufgenommen werden kann, und die Hoffnung auf Unternehmensgewinne steigt. Auch sollte sich diese neuerliche, und drastische Zinssenkung auf 0,00 Prozent, auf den Goldpreis auswirken und viele Anleger eher in Gold flüchten lassen, als in Anleihen. Die Investition in Gold, bedeutet zwar bereits ein „Aufspringen auf einen bereits fahrenden Zug“, aber ich denke, dass es sich trotzdem noch lohnt.

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